Deutsche Redaktion

Streit um eingetragene Partnerschaften

28.06.2024 09:41
Die Partei POLSKA 2050 unterstützt das Gesetz über eingetragene Partnerschaften. Das bestätigte der Vorsitzende der Partei und Sejmmarschall Szymon Hołownia heute im Ersten Programm des Polnischen Rundfunks. Hołownia betonte, dass seine „einzige rechtliche Frage“ die Formulierung zur Adoption von Kindern betrifft.
Wicepremier Władysław Kosiniak-Kamysz
Wicepremier Władysław Kosiniak-KamyszIAR Wojciech Kusinski

Bauernpartei stellt sich quer

Einer anderen Meinung ist die Bauernpartei PSL, die gegen eingetragene Partnerschaften für homosexuelle Paare ist. Ein weiteres Problem für den Vorsitzenden der PSL, Władysław Kosiniak-Kamysz, ist die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare.

„Das Leben erleichtern ja. Die Gleichstellung von eingetragenen Partnerschaften mit dem Status der Ehe, nein, Kinderadoption durch homosexuelle Paare nein. Das ist meine Position und die Position der Mehrheit in meiner Partei”, so Kosiniak-Kamysz.

Am Montag appellierten Vertreter mehrerer Organisationen, darunter die Kampagne gegen Homophobie, an die Bauernpartei PSL, den Regierungsentwurf zu unterstützen, unter Berufung auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR).

Im Dezember letzten Jahres hat der EGMR Polen wegen fehlenden Schutzes homosexueller Partnerschaften verurteilt. Polen sei nicht seiner Verpflichtung nachgekommen, „einen juristischen Rahmen zu schaffen, um gleichgeschlechtliche Paare anzuerkennen und zu schützen“, heißt es in der in Straßburg veröffentlichten Begründung des Urteils. Geklagt hatten fünf homosexuelle polnische Paare, die vergeblich versucht hatten, vor polnischen Standesämtern eine Ehe zu schließen. 

Justizminister: Polen muss Gesetz über eingetragene Partnerschaften einführen 

Nach Ansicht des Justizministers Adam Bodnar „müssen wir in Polen zumindest ein Gesetz über eingetragene Partnerschaften einführen, um über die Anerkennung und das Funktionieren solcher Partnerschaften sprechen zu können“.

Polen gehört zu den fünf EU-Mitgliedstaaten, die gleichgeschlechtlichen Paaren keine Möglichkeit zur formellen Anerkennung ihrer Partnerschaft bieten. Diese Frage ist auch in Bulgarien, Rumänien sowie Litauen und der Slowakei nicht geregelt.

In Polen leben etwa 50.000 sogenannte Regenbogenfamilien, in denen Kinder von Eltern mit einer anderen als heteronormativen Orientierung aufgezogen werden.

Polen für Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen 

Laut einer Umfrage von Ipsos aus dem Juni 2023 stieg die Unterstützung für die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen innerhalb eines Jahrzehnts von 21 auf 32 Prozent. Gleichzeitig sind 67 Prozent der Ansicht, dass homosexuelle Paare die Möglichkeit haben sollten, zu heiraten oder ihre Partnerschaft auf andere Weise legalisieren zu lassen.


IAR/PAP/jc