Deutsche Redaktion

Radoslaw Sikorski in Ditchley Park: „Der Kreml kann aufgehalten und sogar besiegt werden"

30.06.2024 17:00
„Der Kreml kann aufgehalten und sogar besiegt werden, aber das haben wir als Westen vergessen", sagte Außenminister Radoslaw Sikorski bei einem Vortrag für die britische Ditchley Foundation.
Auenminister Radoslaw Sikorski bei einem Vortrag fr die britische Ditchley Foundation. 30.06.2024 Ditchley Park
Außenminister Radoslaw Sikorski bei einem Vortrag für die britische Ditchley Foundation. 30.06.2024 Ditchley ParkSebastian Indra X/MSZ_RP

„Wir müssen wieder lernen, wie wir das Eskalationsspiel nutzen können. Ein Beispiel: Wir können das gesamte russische Staatsvermögen im Wert von 300 Milliarden Euro beschlagnahmen. Putin hat sie bereits aufgegeben; er rechnet nicht damit, sie zurückzubekommen. Aber er glaubt auch nicht, dass wir mutig genug sind, sie zu übernehmen. Bisher haben wir gezeigt, dass er Recht hat", so der Leiter der polnischen Diplomatie am Samstag auf dem Landgut Ditchley Park in der Nähe von Oxford, wo die britische Denkfabrik Ditchley Foundation ihren Sitz hat.

Sikorski zufolge bedauere der russische Diktator Wladimir Putin den Zusammenbruch der Sowjetunion und habe deshalb beschlossen, sich zu rächen. Ein Teil dieser Rache werde „eine neue Achse autokratischer Staaten sein, die unsere Werte, unsere Sicherheit und unsere Lebensweise in Frage stellt".

Der Westen müsse diese Bedrohung abwehren. „Wir müssen einen größeren Konflikt verhindern, und wir müssen uns auch durchsetzen. Gemeinsam, als Teil eines internationalen Bündnisses von Demokratien, können wir das schaffen", betonte Sikorski. „Der Kreml kann aufgehalten und sogar besiegt werden - wir haben das einfach vergessen", unterstrich er mit Bezug an die Worte eines früheren US-Präsidenten. „Ronald Reagan pflegte zu sagen, dass seine Strategie gegenüber der Sowjetunion einfach war: ,Wir gewinnen, sie verlieren'. Dieser Ansatz gefällt mir", so Polens Chefdiplomat.

Die 1958 gegründete Ditchley-Stiftung widmet sich den internationalen Beziehungen, insbesondere den britisch-amerikanischen Beziehungen und seit dem Brexit auch der Vertiefung der Beziehungen Großbritanniens zu Kontinentaleuropa. Neben den von Stiftung organisierten Konferenzen ist der wichtigste Aspekt ihrer Aktivitäten die seit 1962 jährlich stattfindenden Vorträge, zu denen jedes Jahr eine bedeutende Persönlichkeit der internationalen Politik eingeladen wird.

Die Vorlesung von Radosław Sikorski war die 60. in der Geschichte der Ditchley-Stiftung. Vor einem Jahr wurde CIA-Direktor William Burns eingeladen, vor zwei Jahren der ehemalige britische Premierminister Tony Blair und im Jahr 2020 der ehemalige australische Premierminister Malcolm Turnbull.

PAP/ps

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