Heute finden in der französischen Normandie die internationalen Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des D-Day statt, des Landungsmanövers, bei dem tausende alliierte Soldaten während des Zweiten Weltkriegs in dieser Region an Land gingen. Es war die größte amphibische Operation in der Geschichte der Kriegsführung, deren Erfolg die Niederlage des Dritten Reiches ermöglichte. An den Feierlichkeiten nehmen Veteranen und westliche Staatsoberhäupter teil. Polen wird durch Staatspräsident Andrzej Duda vertreten.
Am Vormittag besuchen der britische König Charles III., der kanadische Premierminister Justin Trudeau und der Präsident der Vereinigten Staaten Joe Biden die normannischen Friedhöfe, auf denen die während des D-Day gefallenen Soldaten ruhen. Die Hauptzeremonie findet am Nachmittag am Omaha Beach statt – einer der fünf Strände, an denen die Alliierten landeten. An der Veranstaltung werden etwa viertausendfünfhundert Gäste teilnehmen, darunter rund zweihundert Veteranen, von denen viele über hundert Jahre alt sind.
Erstmals keine polnischen Veteranen bei rundem Jubiläum
„Zum ersten Mal bei einem runden Jubiläum wird kein polnischer Veteran anwesend sein“, sagte der Historiker Jacques Wiacek dem Polnischen Rundfunk und erinnerte daran, dass Polen während des D-Day in der Luft und auf See kämpften. Er fügte hinzu, dass die diesjährigen Feierlichkeiten aufgrund der angespannten internationalen Lage besonders seien. „Es ist schwer, das Opfer dieser jungen Soldaten zu würdigen, wenn man sieht, was heute in der Ukraine passiert. Ich glaube, dieses Thema wird präsent sein“, bemerkte der Historiker.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird ebenfalls an den Feierlichkeiten teilnehmen. Eine russische Delegation wird hingegen nicht anwesend sein. Zu den Feierlichkeiten in der Normandie werden auch die Anführer Australiens, Deutschlands, Italiens, der Slowakei, Tschechiens, Luxemburgs, der Niederlande, Dänemarks, Norwegens, Belgiens, Griechenlands und der Europäischen Union erwartet.
Der Tag der Landung in der Normandie, auch bekannt als „der längste Tag“, markierte den Beginn der militärischen Operation „Overlord“ – einer dreimonatigen Schlacht in Nordwestfrankreich. An diesem Tag nahmen mehr als 150.000 Soldaten an den Kämpfen teil, hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Kanada. Schätzungen zufolge starben an diesem Tag insgesamt über 10.000 Soldaten auf beiden Seiten.
Stalin hat Front-Eröffnung im Balkan torpediert
Ursprünglich diskutierten die Alliierten darüber, eine neue Front in Europa nicht in Frankreich, sondern auf dem Balkan zu eröffnen. Diese Lösung hätte die Hoffnung geweckt, dass die alliierten Streitkräfte vor den Sowjets nach Polen gelangen würden, was die Nachkriegszukunft des Landes hätte entscheiden können. Stalin, der sich dieses Risikos bewusst war, hat den Plan blockiert. „Stalin musste Roosevelt überzeugen, die Balkanoption abzulehnen, um seine Position durchzusetzen. Er stellte die Bedingung, dass die Invasion nicht auf dem Balkan stattfinden darf, sonst würde die UdSSR im Krieg gegen Japan nicht helfen. Deshalb setzte sich die Option Normandie durch, was bedeutete, dass unsere Truppen, weder Maczek noch Sosabowski, nach Warschau gelangen würden“, erklärte der Historiker Dr. Szymon Niedziela.
Selbst nach Beginn der Operation war Adolf Hitler überzeugt, dass es sich lediglich um ein Ablenkungsmanöver vom eigentlichen Landungsort im Raum Pas-de-Calais handelte. Die Deutschen zögerten lange, ihre Panzerdivisionen nach Normandie zu schicken, was heute als einer der Hauptfaktoren für den Erfolg der Alliierten gilt.
IAR/adn