DO RZECZY: Festnahme als Spektakel
Wenn er höre, dass jemand ein Diplom erhalten habe, ohne zu studieren, dann erinnere er sich an die langen Monate, die er in der Bibliothek verbracht habe, sagte der Abgeordnete der Partei Recht und Gerechtigkeit Marcin Przydacz im Gespräch mit der Tageszeitung Do Rzeczy. Der Fall von Ryszard Czarnecki und seiner Frau hat in der polnischen Politik hohe Wellen geschlagen. Der ehemalige Europaabgeordnete und seine Frau sind am Donnerstag auf dem Warschauer Chopin-Flughafen von Beamten des Zentralen Antikorruptionsbüros festgenommen worden, erinnert die Wochenzeitschrift.
Nach Ansicht von Marcin Przydacz sei es höchste Zeit, dass sich Czarnecki selbst dazu äußert, denn er sei derjenige, der am besten wisse, welche Anschuldigungen und Argumente von der Staatsanwaltschaft vorgebracht worden seien. Der Politiker erinnerte aber auch daran, dass die Staatsanwaltschaft sehr lange mit einer Stellungname zu dem gesamten Fall gezögert habe, was in Verbindung mit der spektakulären Verhaftung am Flughafen den Verdacht aufkommen lasse, dass man einen Mediensturm entfesseln wollte.
Er habe den Eindruck, dass die Staatsanwaltschaft und die Antikorruptionsbehörde CBA das Thema bewusst auf die Spitze treiben würden, um Interesse zu wecken. Für ihn als einen Absolventen der Krakauer, der Warschauer und mehrerer ausländischer Universitäten sei das inakzeptabel. Wenn er höre, dass jemand ein Diplom erhalten habe, ohne zu studieren, ohne Kurse zu besuchen, ohne Prüfungen zu bestehen, sei er empört. Er und andere Studierende hätten lange Monate in der Bibliothek verbracht. Jetzt müsse er aber keine Gewissensbisse haben. Er habe alles redlich getan, so wie er es wollte, und deshalb denke er, dass er ein bestimmtes Wissen besitze, sagte Marcin Przydacz in Do Rzeczy.
RZECZPOSPOLITA: Punkt für die Regierungskoalition
Die Festnahme von Ryszard Czarnecki durch die CBA am Chopin-Flughafen ist eine gute Nachricht für die Regierungskoalition, stellt in ihrem Kommentar die Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Denn so könne sie die Behauptung aufstellen, dass die Abrechnungen mit den Vorgängern noch nicht abgeschlossen sind. Wie Professor Marcin Matczak, ein Anwalt, der für seine Kritik gegenüber der PiS-Partei bekannt ist, feststellte, würden Verhaftungen in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer Ersatzform der Gefängnisstrafe, noch bevor ein Urteil ergangen sei.
Das liege in der menschlichen Natur, lesen wir weiter. Wenn der Name eines Menschen zu sehr mit einem Skandal in Verbindung gebracht werde, würden wir früher oder später zu dem Schluss kommen, dass mit dieser Person etwas nicht in Ordnung war. Aus diesem Grund waren die Bemühungen des öffentlichen Fernsehens TVP acht Jahre lang darauf ausgerichtet, Donald Tusk bei den Polen in ein schlechtes Licht zu rücken, auch wenn ernsthaften Anschuldigungen manchmal mit fast verschwörerischen Theorien durchsetzt gewesen seien. Heute wirke derselbe Mechanismus gegen die PiS, schreibt das Blatt.
Darüber hinaus biete der Fall Ryszard Czarnecki der Regierungskoalition die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Die Aufklärung des Skandals um den Justizfonds sei ins Stocken geraten. Die Inhaftierung von Marcin Romanowski habe sich als unwirksam erwiesen; das Gericht habe ihn aufgrund der zweiten Immunität, die ihn schützte, freigelassen. Der Fall, bei dem es um die Freigabe von Aufträgen in Höhe von Hunderten von Millionen aus der Strategischen Reserveagentur der Regierung gehe, sei ebenfalls festgefahren - vor einem Londoner Auslieferungsgericht. Da Michal K. im Vereinigten Königreich verhaftet worden sei, werde die Regierung politisch wenig davon haben, solange der Fall nicht in die Hände der polnischen Justiz gelange. Und plötzlich bekomme die Regierung die Gelegenheit, sich mit einem Fall zu befassen, der vielleicht weniger bedeutsam sei, aber einen sehr wichtigen PiS-Politiker betreffe.
Durch einen merkwürdigen Zufall seien am Montag Einzelheiten über die Ermittlungen gegen Ryszard Czarnecki, der das Europäische Parlament um Tausende von Euro an so genannten Kilometergeldern betrogen hat, an die Medien, und zwei Tage später sei der Politiker verhaftet worden. Interessanterweise ging es bei der Verhaftung nicht um Kilometergeld, sondern um einen anderen Skandal, erinnert die Tageszeitung Rzeczpospolita. .
SUPER EXPRESS: Ein Verbot von Smartphones in Schulen nicht in Sicht
Pädagogen rufen zum Kampf gegen die Smartphone-Sucht der Kinder auf und fordern ein Verbot dieser Geräte in Schulen. Das Meinungsforschungsinstitut Pollster hat im Auftrag von Super Express die Polen gefragt, ob ein solches Verbot eingeführt werden sollte.
Immer mehr junge Polen, lesen wir, würden ständig auf ihr Smartphone starren. Das führe dazu, dass die Kinder Probleme haben, sich zu konzentrieren, zu lernen und sogar zu schlafen, weshalb viele Länder die Nutzung elektronischer Geräte durch Schulkinder einschränken.
In der Umfrage sprechen sich die Polen mit überwältigender Mehrheit von 67 Prozent für ein solches Verbot aus. 24 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Pollster befragten Personen sind gegen ein Verbot, und neun Prozent der Befragten haben keine Meinung zu diesem Thema. Er könne sich nicht vorstellen, dass seine Enkelkinder in der Schule Telefone benutzen. Kinder sollten in der Schule lernen, nicht am Handy spielen, sagt Marek Lendzion (53) aus der Woiwodschaft Mazowieckie.
Das Ministerium habe zu diesem Thema keine klare Linie. Einer Aussage der Bildungsministerin sei aber zu entnehmen, dass Studien über die Auswirkungen von Mobiltelefonen auf Schüler in Auftrag gegeben werden sollen. Das Bildungssystem sei noch nicht bereit für ein totales Verbot von Smartphones, zitiert Super Express Bildungsministerin Barbara Nowacka.
Autor: Jakub Kukla