Am 16. Oktober 1978, vor 46 Jahren, bestieg die polnische Bergsteigerin Wanda Rutkiewicz den Mount Everest. Sie war die erste Polin, die erste Europäerin und die dritte Frau weltweit, die den Gipfel des höchsten Berges der Welt erreichte.
Rutkiewicz stand um 13:45 Uhr auf dem Gipfel des Chomolungma (ein anderer Name für den Mount Everest). Es war der 76. erfolgreiche Aufstieg in der Geschichte des Alpinismus und fand im Rahmen einer deutsch-französischen Expedition statt. Zusammen mit drei anderen Bergsteigern begann sie am 9. Oktober den Aufstieg vom Basislager. Vom Lager IV am Südsattel startete sie am Morgen des 16. Oktober. Nach 6 Stunden und 15 Minuten Aufstieg erreichte sie den Gipfel. Die letzten 50 Meter legte sie ohne Sauerstoff zurück, da ihre Sauerstoffmaske aufgrund von Vereisung nicht mehr funktionierte.
Die polnische Bergsteigerin erzielte zahlreiche spektakuläre Erfolge. Sie bestieg insgesamt acht der vierzehn Achttausender der Welt. Neben dem Mount Everest waren dies Nanga Parbat, K2, Shishapangma, Gasherbrum II, Gasherbrum I, Cho Oyu und die Annapurna. Auf dem K2, dem zweithöchsten Gipfel der Erde, stand sie als erste Frau weltweit. Sie strebte danach, die Krone des Himalaya und Karakorum zu erlangen, also alle vierzehn Achttausender zu besteigen. Dieses Ziel konnte sie nicht vollenden; sie verschwand beim Aufstieg auf die Kangchendzönga in Nepal. Als ihr Todesdatum gilt der 13. Mai 1992.
Zuletzt wurde sie einen Tag zuvor gesehen, als sie zusammen mit dem Expeditionsleiter, dem Mexikaner Carlos Carsolio, vom Lager IV zum Gipfel aufbrach. Carsolio überholte sie, erreichte den Gipfel der Kangchendzönga alleine und sah Wanda Rutkiewicz auf dem Rückweg auf etwa 8250 Metern Höhe zum letzten Mal. Sie war in schlechter Verfassung, plante jedoch, sich auszuruhen und den Gipfel am nächsten Tag alleine zu erreichen. Ihr Körper wurde bis heute nicht gefunden.
Am selben Tag, an dem Wanda Rutkiewicz den Mount Everest bestieg, wählte das Konklave in Rom Karol Wojtyła zum Papst. Ein Jahr später, während seiner ersten Pilgerreise nach Polen, traf Johannes Paul II. die Bergsteigerin in Krakau und sagte: "Der liebe Gott wollte es so, dass wir am selben Tag so hoch gestiegen sind." Als Geschenk erhielt er von ihr einen Stein vom Gipfel des Mount Everest.
IAR/adn