Deutsche Redaktion

Russland erleidet höchsten Verlustmonat seit Kriegsbeginn in der Ukraine

10.11.2024 07:32
Russland hat im Oktober die höchsten Verluste seit Beginn des Krieges in der Ukraine erlitten. Dies erklärte der britische Verteidigungsstabschef, Admiral Sir Tony Radakin, in einem Interview mit der BBC. Nach seinen Angaben starben oder wurden im vergangenen Monat täglich rund 1.500 russische Soldaten verwundet, wodurch die Gesamtverluste seit Februar 2022 auf etwa 700.000 gestiegen seien.
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Bild:facebook.com/General Staff of the Armed Forces of Ukraine

Moskau veröffentlicht keine offiziellen Zahlen zu den Kriegsopfern, doch westliche Experten stufen die Verluste im Oktober als die schwersten ein. Radakin betonte, dass das russische Volk einen „außergewöhnlichen Preis” für die „Ambitionen” von Präsident Wladimir Putin zahle. „Russland steht kurz davor, 700.000 Tote oder Verwundete zu erleiden – das enorme Leid, das die russische Nation wegen Putins Ambitionen ertragen muss”, sagte er.

Die russischen Verluste seien in erster Linie für „winzige Landgewinne” entstanden, so Radakin. Russland mache zwar taktische und territoriale Fortschritte, was den Druck auf die Ukraine erhöhe, doch diese Erfolge gingen mit hohen Kosten einher. Nach Einschätzungen westlicher Experten gibt Russland mittlerweile über 40 Prozent seines Staatshaushalts für Verteidigung und Sicherheit aus. Dies stelle eine „enorme Belastung” für das Land dar, so Radakin weiter.

Trumps Berater fordert „realistische Friedensvision“ von Selenskyj

Unterdessen wird in den USA diskutiert, wie der künftige Umgang mit dem Ukraine-Krieg aussehen soll. Verbündete des neu gewählten Präsidenten Donald Trump fordern, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj möglicherweise Teile des ukrainischen Staatsgebiets abtreten müsse, um den Konflikt zu beenden. Trump selbst betonte wiederholt, dass er den Krieg rasch beenden wolle, um eine Belastung der USA durch die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine zu vermeiden.

Trump hat jedoch bislang keine genauen Details zu seinen Plänen für ein Ende des Konflikts offengelegt. Sein Berater Bryan Lanza erklärte gegenüber der BBC, dass die künftige US-Regierung von Selenskyj eine „realistische Friedensvision” erwarten werde, die nicht zwingend die Rückeroberung aller besetzten Gebiete umfassen müsse. Ein Sprecher von Trump betonte allerdings, dass Lanza nicht im Namen des designierten Präsidenten spreche.

Anfang der Woche gratulierte Putin Trump zu seinem Wahlsieg und zeigte sich offen für Trumps Absicht, den Krieg in der Ukraine zu beenden. „Diese Absicht verdient zumindest Beachtung”, erklärte der Kremlchef.

Kiew weist Gebietsverluste zurück

Selenskyj hatte Ende Oktober dem ukrainischen Parlament einen sogenannten "Siegesplan" vorgestellt, der eine klare Ablehnung jeglicher Gebietsabtretungen vorsieht. Der Kreml wies diesen Plan zurück. Ein Sprecher sagte, Kiew müsse „nüchtern werden” und realistischer agieren.

Die Haltung von Trump und seinen Verbündeten trifft in den USA auf Widerstand. Demokratische Politiker werfen dem Republikaner vor, sich Putin anzunähern, und warnen davor, dass eine Kapitulation gegenüber Russland nicht nur die Ukraine, sondern auch die Sicherheit Europas gefährden würde.


BBC/jc