Der Besuch von Bundeskanzler Kohl in Polen hatte am 9. November begonnen, dem Tag des Falls der Berliner Mauer. Am Abend dieses historischen Tages unterbrach Kohl seinen Besuch, um unter seinen Landsleuten zu sein. Erst nach der Wiederaufnahme der Reise traf er in Krzyżowa ein, einem Ort, der aufgrund seiner Geschichte und Symbolkraft als Treffpunkt für das deutsch-polnische Versöhnungstreffen ausgewählt wurde.
Da die örtliche Kirche zu klein für die erwarteten Gäste war, wurde die Messe im Freien auf dem Platz des ehemaligen Schlosses von Krzyżowa gefeiert. Die Veranstaltung wurde von einer großen Anzahl deutscher Minderheitenteilnehmer begleitet, die den deutschen Kanzler mit „Helmut, Helmut!“ riefen. Deutsche und polnische Fahnen sowie zweisprachige Transparente prägten das Bild der Versammlung.
Der Gottesdienst wurde von Bischof Alfons Nossol und weiteren Geistlichen aus Polen und Deutschland konzelebriert. Bischof Nossol rief in seiner Predigt dazu auf, die Last der Vergangenheit zu überwinden und betonte die Bedeutung des Dialogs und der Versöhnung. Dabei zitierte er das berühmte „Vergebungs- und Versöhnungs“-Erklärung der polnischen Bischöfe von 1965.
Das größte symbolische Zeichen des Friedens wurde jedoch bei der Aufforderung zum „Friedensgruß“ gesetzt, als Mazowiecki und Kohl sich umarmten. Diese Geste hätte beinahe nicht stattgefunden: Die polnische Sicherheitsbehörde hatte Berichten zufolge empfohlen, diesen Moment aus der Liturgie zu streichen.
Das Schloss Krzyżowa, in dem die historische Messe stattfand, ist heute Sitz der Stiftung Krzyżowa für Europäische Verständigung und des Internationalen Jugendbegegnungszentrums.
Zum 35. Jahrestag dieses historischen Moments ist am 16. November eine ökumenische Messe sowie eine Podiumsdiskussion zu den deutsch-polnischen Beziehungen geplant. Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernehmen die Beauftragten der Regierungen für die deutsch-polnischen Beziehungen, Prof. Krzysztof Ruchniewicz und Dietmar Nietan.
PAP/jc