„Trumps Rückkehr weckt bei vielen die Befürchtung, dass die USA (...) Europa angesichts der sicherheitspolitischen Herausforderungen allein lassen werden (...). Ob sie sich bewahrheiten, könnte jedoch letztlich mehr von uns abhängen als von Trump selbst“, schätzte Stoltenberg ein. Wie der ehemalige NATO-Chef erinnerte, seien ähnliche Bedenken aufgetaucht, als Trump 2017 Präsident wurde. „Zu Beginn sah Trump das Bündnis eher als Last statt als etwas Wertvolles an. Obwohl er schließlich die Vorteile des Bündnisses verstand, hatte er in einem Punkt recht: Europa hatte tatsächlich zugelassen, dass seine Kräfte geschwächt wurden (...), wofür es später einen hohen Preis zahlen musste", betonte er.
Seiner Einschätzung nach seien die Europäer seitdem zwar bessere Verbündete geworden, aber die Sicherheitslage hane sich dramatisch verschlechtert. „2014 haben sich die NATO-Verbündeten darauf geeinigt, bis 2024 für die Verteidigung 2 Prozent des BIP auszugeben. (...) Doch das Ziel von 2014 entspricht einfach nicht der Realität im Jahr 2024. Das sollte die Untergrenze sein, nicht die Obergrenze. Die europäischen Staats- und Regierungschefs wissen, dass sie mehr tun müssen. Wenn Europa seinen Teil der Abmachung einhält, bin ich sicher, dass auch die neue US-Regierung ihren Teil der Abmachung einhalten wird“, betont er.
US-Verpflichtungen gegenüber Europa
So wie die USA ihre Verpflichtungen gegenüber Europa einhalten sollten, so sollte Europa die USA bei der Verteidigung ihrer Interessen in anderen Teilen der Welt unterstützen, so Stoltenberg. Ihm zufolge sei die indo-pazifische Region derzeit eine Priorität für Washington. Daher, so Stoltenberg, sollten die europäischen Verbündeten dort ihren Nutzen als Bündnispartner der USA unter Beweis stellen.
Abschließend stellte der ehemalige NATO-Chef fest, dass das Engagement für die transatlantische Partnerschaft in den USA parteiübergreifend sei. „Deshalb müssen wir unseren Teil dazu beitragen, dass sich das nicht ändert. Wir müssen mehr in die Verteidigung investieren und mehr Verantwortung übernehmen. Auf diese Weise können wir die neue Regierung daran erinnern, dass wir keine Last sind. (...) Trumps Rückkehr mobilisiert uns, zu zeigen, dass wir echte Partner sind und keine blinden Passagiere", fasste er zusammen.
IAR/PAP/ps