Heute sollen die Verhandlungen über das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten – Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay – zum Abschluss kommen. Der Mercosur-Gipfel in Montevideo, an dem seit gestern EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Handelskommissar Maroš Šefčovič teilnehmen, bietet den Rahmen für diesen Durchbruch.
Die Europäische Kommission wirbt für das Abkommen und betont dessen wirtschaftlichen Nutzen. Es soll einen Markt von rund 700 Millionen Menschen schaffen und sowohl der EU als auch Mercosur neue Chancen bieten. "Die Absicht ist, die letzten politischen Verhandlungen abzuschließen, um ein bahnbrechendes und historisches Abkommen zwischen der EU und dem Mercosur zu erzielen," erklärte Kommissionssprecher Olof Gill.
Polen und Frankreich warnen vor negativen Folgen für die Landwirtschaft
Während Befürworter wie Deutschland auf Wachstumschancen für die Industrie verweisen, warnen Polen und Frankreich vor negativen Konsequenzen für die Landwirtschaft. Beide Länder fürchten, dass billige Lebensmittelimporte aus Südamerika europäische Landwirte unter Druck setzen und vom Markt verdrängen könnten. Die Kommission zeigt sich jedoch zuversichtlich, ein Abkommen zu erzielen, das die Sorgen einiger Mitgliedstaaten berücksichtigt.
Bevor das Abkommen in Kraft treten kann, müssen noch die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament zustimmen. Um ein Veto einzelner Länder zu umgehen, erwägt die Kommission, den Handelsteil aus dem Gesamtpaket herauszulösen, sodass keine Einstimmigkeit, sondern lediglich eine Mehrheit erforderlich ist. Polen und Frankreich allein könnten eine Zustimmung nicht blockieren. Sollte sich jedoch ein großes Land wie Italien anschließen, wäre eine Sperrminorität möglich.
IAR/adn