Laut einer Studie von Prof. Dominika Maison von der Universität Warschau verbringen die Polen Weihnachten nach wie vor am häufigsten im Kreise ihrer engsten Familie. Im Vergleich zum Vorjahr beschränken jedoch immer mehr Menschen ihre Gäste auf die Haushaltsmitglieder. Nach Prof. Maison könnte einer der Gründe dafür in den gestiegenen Kosten für die Organisation des Weihnachtsfestes liegen, darunter Ausgaben für Lebensmittel und Geschenke.
Konsum und Hedonismus anstelle von Spiritualität?
Weihnachten wird auch zunehmend mit Konsum und einer hedonistischen Einstellung zum Fest verknüpft. Vor allem die jüngeren Generationen stellen Geschenke und gutes Essen als Schlüsselelemente von Weihnachten in den Vordergrund. Ältere Generationen schätzen diese Aspekte zwar ebenfalls, verbinden Weihnachten jedoch eher mit Spiritualität und Traditionen. Für sie ist der Besuch der traditionellen Mitternachtsmesse oder das gemeinsame Brechen einer Oblate ein wichtiger Bestandteil des Weihnachtsfestes.
Die Tradition lebt weiter
Obwohl die Rolle der Religion bei den Weihnachtsfeiern schwindet, ist die polnische Tradition noch immer lebendig. Demnach können sich 77 Prozent der Polen Weihnachten ohne einen Weihnachtsbaum nicht vorstellen. 74 Prozent betrachten eine Oblate als festen Bestandteil des Weihnachtsfestes. Weihnachten wird auch oft im traditionellen Geist von Menschen gefeiert, die nicht regelmäßig an religiösen Praktiken teilnehmen. Zudem pflegen sie Bräuche, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, wie zum Beispiel einen leeren Platz am Tisch oder Heu unter dem Tischtuch.
Die Kosten der Weihnachtsfeier
Im Durchschnitt geben die Polen ca. 370 Euro pro Person für Weihnachten aus. Ein großer Teil davon seien Geschenke. Für einige sei die Organisation von Weihnachten jedoch mit Schulden verbunden - 12 Prozent der Polen sollen zu diesem Zweck einen Kredit aufnehmen. Dies spiegele die wachsende Bedeutung der materiellen Dimension von Weihnachten wider, stellt Prof. Maison fest.
Weihnachten als Element der nationalen Identität
Obwohl sich immer mehr Polen vom religiösen Aspekt des Weihnachtsfestes abwenden, bleibe Weihnachten ein wichtiges Element der nationalen Identität. Für viele sei es eine Gelegenheit, Traditionen zu pflegen und Familienbeziehungen zu knüpfen. Das polnische Weihnachtsfest zeichne sich durch seine einzigartigen Bräuche aus, die ein wichtiges Symbol der nationalen Einzigartigkeit seien.
Herausforderung: Kein Essen verschwenden
Während der Weihnachtszeit werden in Polen enorme Mengen an Lebensmitteln verschwendet. Wie betont wird, lohnt es sich deshalb, am Weihnachtstisch nicht nur über Erinnerungen und Traditionen zu sprechen, sondern auch darüber, wie man Lebensmittelverschwendung vermeiden kann.
Das Weihnachtsfest in Polen entwickelt sich von einem religiösen Ereignis hin zu einer eher säkularen, sozialen und konsumorientierten Form, heißt es in der Studie. Dennoch spielt die Tradition nach wie vor eine wichtige Rolle. Sie unterstreicht den familiären Charakter des Weihnachtsfestes und seine symbolische Bedeutung. Unabhängig von ihrer Einstellung zur Religion sollen die Polen ihre einzigartigen Bräuche bewahren, die ihre Identität ausmachen. Es handelt sich hierbei um eine Mischung aus Tradition, Familie und neuen Trends, die das polnische Weihnachtsfest so einzigartig macht, so Prof. Dominika Maison.
DGP/ps