Deutsche Redaktion

Untersuchungen zum Großpolnischen Aufstand: Neue Perspektiven gewinnen an Bedeutung

27.12.2024 09:02
Die bisherigen Forschungen zum Großpolnischen Aufstand von 1918-1919 konzentrierten sich hauptsächlich auf politische und militärische Aspekte. Doch eine neue Generation von Wissenschaftlern widmet sich zunehmend anderen, ebenso wichtigen Themenbereichen, erklärte Prof. Danuta Konieczka-Śliwińska von der Adam-Mickiewicz-Universität (UAM) in Poznań im Gespräch mit der Polnischen Presseagentur (PAP).
General Józef Dowbor-Muśnicki schreitet an den Fahnenabordnungen vorbei.
General Józef Dowbor-Muśnicki schreitet an den Fahnenabordnungen vorbei.Domena publiczna/Narodowe Archiwum Cyfrowe

Am 27. Dezember wird in Polen der Nationale Feiertag des siegreichen Großpolnischen Aufstands begangen. Die Hauptfeierlichkeiten finden in Poznań/Posen statt.

Prof. Konieczka-Śliwińska, Leiterin des Zentrums „Institut Großpolen“ an der Adam-Mickiewicz-Universität, betonte, dass die Universität eine lange Tradition und bedeutende Erfolge in der Erforschung und Popularisierung des Wissens über den Aufstand habe. Zu den mit der Universität verbundenen Forschern, die die heutigen Erkenntnisse maßgeblich geprägt haben, gehören unter anderem Prof. Antoni Czubiński und Prof. Zdzisław Grot.

Im kommenden Jahr plant das „Institut Großpolen“ zusammen mit der Posener Abteilung des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) einen Wettbewerb für Abschlussarbeiten zum Großpolnischen Aufstand. Teilnehmen können Studierende verschiedener Universitäten und Fachrichtungen.

„Wir möchten junge Forschende dazu ermutigen, verschiedene Aspekte des Aufstands zu untersuchen, zum Beispiel künstlerische Themen wie Musik, wirtschaftliche Aspekte, ikonografische Elemente oder auch Fragen der Identitätsgeschichte, etwa die Geschichte von Frauen oder Familien“, sagte Prof. Konieczka-Śliwińska.

Die letzten Jubiläen des Großpolnischen Aufstands sowie die Einführung des nationalen Feiertags hätten laut der Historikerin dazu beigetragen, das Thema in zahlreichen neuen Publikationen aufzugreifen.

„Die Jubiläen haben lokale Behörden und Institutionen erheblich mobilisiert. Dank Forschungsarbeiten zu Orten wie Szubin, Inowrocław, Mogilno, Czarnków oder Trzemeszno wird unser Wissen immer detaillierter und vielschichtiger“, sagte sie.

Trotzdem bleibt laut Prof. Konieczka-Śliwińska die Erforschung der politischen und militärischen Aspekte weiterhin wichtig. Doch für jüngere Generationen von Forschenden bieten sich auch neue Perspektiven, wie die Mikrogeschichte kleiner Gemeinschaften oder nicht-anthropozentrische Ansätze, etwa die Biografie einer Straße oder eines Gebäudes.


Am 27. Dezember 1918 war es in Posen zu einer Schießerei zwischen deutschen und polnischen Demonstranten gekommen. Die Auseinandersetzung eskalierte zu einem regulären Kampf. Am 27. Dezember 1918 war es in Posen zu einer Schießerei zwischen deutschen und polnischen Demonstranten gekommen. Die Auseinandersetzung eskalierte zu einem regulären Kampf.

Dr. Marek Rezler, Mitautor der „Enzyklopädie des Großpolnischen Aufstands“, kritisierte jedoch, dass die zunehmenden Feierlichkeiten rund um den Aufstand nicht von einem vergleichbaren Fortschritt in der Forschung begleitet werden. Junge Wissenschaftler, die sich systematisch und konsequent mit dem Thema auseinandersetzen, seien selten, sagte Rezler vor einem Jahr im Gespräch mit PAP.

Rezler betonte, dass in nationalen und internationalen Archiven noch immer wichtige Informationen zum Aufstand verborgen seien. Gemeinsam mit Prof. Janusz Karwat und Dr. Michał Krzyżaniak schlug er vor, die Richtung zukünftiger Forschungsarbeiten klarer zu definieren.

Prof. Konieczka-Śliwińska wies jedoch darauf hin, dass die Forschung zum Großpolnischen Aufstand keineswegs als „nischig“ oder „uninteressant“ angesehen werden könne. „Die Jubiläen und der staatliche Feiertag haben die Forschung positiv beeinflusst. Viele Publikationen über die Beteiligung verschiedener Orte am Aufstand sind entstanden – ein großer Erfolg für unsere Region“, sagte sie.

Der Großpolnische Aufstand begann am 27. Dezember 1918 in Posen. Die Errungenschaften der Aufständischen wurden durch den am 16. Februar 1919 unterzeichneten Waffenstillstand von Trier bestätigt. Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 sicherte schließlich die Rückkehr fast ganz Großpolens an die Zweite Polnische Republik.


PAP/jc

Ein siegreicher Auftakt: Zum 106. Jahrestag des Großpolnischen Aufstands

23.12.2024 09:18
Der Großpolnische Aufstand, der am 27. Dezember 1918 ausbrach und sich über anderthalb Monate erstreckte, endete mit einem militärischen und politischen Sieg Polens. Bereits im Januar 1919 war nahezu die gesamte preußische Provinz Posen von polnischen Streitkräften besetzt. Die aus der Sicht Warschaus siegreiche Erhebung war nicht zuletzt das Ergebnis einer beharrlichen Arbeit, in der militärische Stärke und wirtschaftliche Disziplin mit organisatorischer Kompetenz harmonierten.