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Größte mittelalterliche Glocke Westpommerns läutet nach jahrzehntelanger Stille wieder

08.01.2025 10:50
Die größte mittelalterliche Glocke Westpommerns, die sich im Turm der Kirche St. Johannes der Täufer in Stargard befindet, hat nach mehreren Jahrzehnten der Stille wieder ihren Klang ertönen lassen. Die Renovierung der Glocke, die als „Jan Maria“ bekannt ist, kostete über 400.000 Złoty (95.000 Euro). Laut Historikern und Glockengießern handelt es sich um das drittwichtigste Instrument seiner Art in Polen, nach der Sigismund-Glocke in Krakw (Krakau) und der Tuba Dei in Toruń (Thorn).
Die erste Erwhnung von der Jan Maria Glocke stammt aus der Groen Chronik der pommerschen Kirche von Daniel Cramer aus dem frhen 17. Jahrhundert.
Die erste Erwähnung von der "Jan Maria" Glocke stammt aus der „Großen Chronik der pommerschen Kirche“ von Daniel Cramer aus dem frühen 17. Jahrhundert. fot. UM w Stargardzie

Die 1464 gegossene Glocke „Jan Maria“ diente über Jahrhunderte hinweg als Zeitmesser, kündigte Feierlichkeiten an und warnte vor Gefahren. Aufgrund technischer Mängel war sie jedoch in den letzten Jahrzehnten still. „Man musste die Glocke komplett überarbeiten, um sie wieder in Bewegung zu setzen, die Aufhängung und den Klöppel zu überprüfen und den Glockenstuhl zu restaurieren“, erklärte Marcin Majewski, Direktor des Archäologisch-Historischen Museums in Stargard, der Nachrichtenagentur PAP.

Die Glocke hat einen unteren Durchmesser von 178 Zentimetern und wiegt fast 4 Tonnen. „Sie ist die größte erhaltene mittelalterliche Glocke in Westpommern und die drittgrößte ihrer Klasse in Polen“, betonte Majewski.

Neben „Jan Maria“ befinden sich im Glockenturm der Kirche St. Johannes zwei kleinere Glocken aus dem 15. Jahrhundert. Eine von ihnen stammt aus einer nicht mehr existierenden Kirche im nahegelegenen Rogowo und trägt neben einer Inschrift die Nachbildung eines Pilgerabzeichens, das die heilige Ottilie von Hohenburg zeigt, die in Elsaß verehrt wird.

Obwohl die größte Glocke Stargards Historikern und Glockenspezialisten bekannt war und in Fachliteratur erwähnt wurde, geriet sie gegen Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend in Vergessenheit.

1993 erklang „Jan Maria“ anlässlich der Feierlichkeiten zum 750-jährigen Jubiläum der Stadtrechte Stargards, jedoch blieb sie danach erneut still. Erst 31 Jahre später wurde eine umfassende Renovierung durchgeführt, die ihren regelmäßigen Einsatz wieder möglich macht.


PAP/jc