Im März 2018 war auf den ehemaligen russischen Oberst des Militärgeheimdienstes GRU Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury ein Giftanschlag mit dem Kampfstoff Nowitschok verübt worden. Russland hatte Skripal zuvor wegen Spionage für Großbritannien verurteilt. Wie London damals bekannt gegeben hat, sollen GRU-Offiziere hinter dem Anschlag gestanden haben. Russland hatte dies dementiert.
Nach Ansicht britischer Dienste sei der Anschlag von zwei Männern mit den Pässen von Alexander Petrow und Ruslan Boschirow organisiert worden. Die investigativen Portale Bellingcat und The Insider haben Alexander Mischkin und Anatoli Tschepiga als die verantwortlichen GRU-Offiziere genannt. Tschechische Behörden behaupten, dass Miskin und Tschepiga 2014 an Sabotageakten in einem Waffendepot in Vrbetice beteiligt gewesen seien.
Groschew zufolge befinden sich beide GRU-Agenten derzeit in Moskau, wo sie Spione und Saboteure ausbilden. Der russische Dienst versuche derzeit, die von den westlichen Ländern ausgewiesenen russischen Diplomaten zu ersetzen. „Professionelle Spione“ hätten nur begrenzte Reisemöglichkeiten in der Welt, so dass derzeit nicht ausschließlich professionelle Kader rekrutiert würden, erklärte der Journalist. Unter den Rekrutierten befänden sich somit Soldaten der russischen Spezialeinheit Speznaz, aber auch gewöhnliche Kriminelle, deren Aufgabe Sabotageaktionen in Europa sein könnten. „Ich denke da zum Beispiel an Kriminelle aus den russisch kontrollierten Gebieten der Ukraine, die dank ihres ukrainischen Passes rekrutiert und für Sabotageaktionen nach Europa geschickt werden“, betonte Groschew im Interview mit dem russischsprachigen Fernsehkanal mit niederländischer Sendelizenz TV Rain.
„Das sind Leute, die früher nicht in Sabotage oder Mord verwickelt waren, sondern in Diebstahl. Jetzt bekommen sie bestimmte Aufgaben, wie zum Beispiel einen Bus in Tschechien oder ein Einkaufszentrum in Polen in Brand zu setzen. Diese Leute haben keine Erfahrung, sie wurden nicht dafür ausgebildet, und durch die Ausführung dieser Aufgaben können sie mehr Opfer machen, als wenn die Aufgabe von einem professionellen Spion ausgeführt wäre“, bemerkte der Experte.
Wie das unabhängige russische Portal Meduza erinnert, haben die Geheimdienste der EU-Länder ihre Regierungen im Mai 2024 gewarnt, die russische Regierung plane Sabotageakte wie Explosionen und Brandstiftung in Europa. Die Anschläge könnten auch von Bürgern anderer Länder als Russland durchgeführt werden, ohne Rücksicht auf zivile Opfer, hieß es.
Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hat es europaweit zahlreiche Sabotageakte gegeben. Sie werden dem russischen Geheimdienst zugeschrieben und haben eine reale Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Bürgern der EU und der NATO dargestellt.
RMF24/PAP