Vor 80 Jahren, im Januar 1945, leiteten die Nationalsozialisten angesichts der herannahenden sowjetischen Offensive die Evakuierung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und seiner Nebenlager ein. Etwa 56.000 Häftlinge, darunter auch Kinder, wurden in das Innere des Dritten Reiches deportiert, um als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt zu werden.
Die sogenannten „Todesmärsche“, wie sie später von Überlebenden und Historikern bezeichnet wurden, führten über Strecken von Dutzenden Kilometern pro Tag. Bewacht von schwer bewaffneten SS-Männern in Temperaturen von bis zu minus 20 Grad, mussten die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen marschieren. Wer den Strapazen nicht standhielt oder die Route verließ, wurde erschossen. Bis zu 15.000 Menschen fanden auf diesen Märschen den Tod.
Der größte Marsch aus Auschwitz-Birkenau begann am 17. Januar 1945 in Richtung Wodzisław Śląski (Loslau). Über eine Strecke von 63 Kilometern erreichten die Überlebenden zwischen dem 19. und 23. Januar die dortige Bahnstation. Von dort aus wurden mehr als 20.000 Häftlinge in offenen Güterwaggons weitertransportiert, unter anderem in die Konzentrationslager Buchenwald, Mauthausen, Ravensbrück und Sachsenhausen. Viele starben bereits während der Fahrt.
Trotz der ständigen Lebensgefahr leisteten Bewohner der umliegenden Regionen den Häftlingen Hilfe. Sie unterstützten Ausbruchsversuche, versteckten Geflohene oder versorgten sie mit Nahrung. Für ihren Mut und ihre Menschlichkeit wurden zahlreiche Helfer nach dem Krieg mit der Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee das Lager Auschwitz-Birkenau. Rund 7.000 Häftlinge, darunter etwa 500 Kinder, wurden in einem Zustand extremer Erschöpfung befreit.
IAR/adn