In seinem Buch schildert de Jong die Geschichte von prominenten deutschen Familien – die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns. Sie alle haben während des Dritten Reiches erheblich von der Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten profitiert.
Reichtum durch Zwangsarbeit und Enteignung
Friedrich Flick, einer der reichsten Deutschen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, betrieb einen Industriekonzern mit Bergwerken, Hütten und Fabriken. Er nutzte Zwangsarbeit und unterstützte die Nationalsozialisten, um nicht-arisches Kapital zu übernehmen. Nach dem Krieg entging sein Unternehmen einer Zerschlagung, indem es auf seine Söhne aufgeteilt wurde.
Die Familie von Finck profitierte als Bankiers und Eigentümer des Merc Finck-Bankhauses und des Versicherungsgiganten Allianz. Nach dem Anschluss Österreichs übernahmen sie eine Rothschild-Bank.
Die Quandt-Dynastie, bis heute Großaktionär von BMW, war eng mit der NS-Führung verbunden. Harald Quandt, Stiefsohn von Joseph Goebbels, leitete Betriebe, in denen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Die Familie verdiente unter anderem an der Produktion von U-Boot-Batterien und BMW-Anteilen.
Auch Rudolf-August Oetker, Erbe des Lebensmittelkonzerns Dr. Oetker und Mitglied der Waffen-SS, nutzte Zwangsarbeit für die Produktion von Wehrmachtsverpflegung. Ferdinand Porsche, der Gründer der Marken Porsche und Volkswagen, setzte ebenfalls Gefangene in seinen Werken ein, darunter Häftlinge aus Auschwitz.
Wenig Verantwortung von Unternehmen
Laut de Jong haben deutsche Unternehmen und Familien, die während des Krieges Vermögen machten, bis heute kaum Verantwortung übernommen. Viele von ihnen seien heute Großaktionäre in europäischen Unternehmen wie BMW, Porsche, Volkswagen und Dr. Oetker. „Stiftungen, Firmensitze und Medienpreise tragen weiterhin die Namen damaliger Kriegsverbrecher“, kritisierte de Jong.
Ausstellung beleuchtet NS-Wirtschaft
Das Thema ist auch Gegenstand einer Ausstellung des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau. Die Freiluftausstellung „Wirtschaft des Dritten Reiches“ läuft noch bis zum 1. Februar 2025. Sie zeigt, wie die deutsche Wirtschaftsmacht auf der Infrastruktur und Technologie aus der Kriegswirtschaft des Dritten Reichs basiert.
Rund 90 Prozent der deutschen Unternehmen jener Zeit, darunter Continental, Siemens, Bayer und Deutsche Bank, profitierten laut der Ausstellung von Zwangsarbeitern. Der Historiker Götz Aly schätzte den heutigen Wert der von den Deutschen geraubten Güter auf mindestens zwei Billionen Euro.
IAR/jc