Der Chef der polnischen Diplomatie, Zbigniew Rau, soll in Berlin über die Kandidatur von Arndt Freytag von Loringhoven für den Botschafter in Polen sprechen. Der Grund ist die Nazi-Karriere seines Vaters.
Der neue Leiter des Außenministeriums, Zbigniew Rau, weilt zu einem informellen Treffen der diplomatischen EU-Chefs in Berlin. Dies ist eine Gelegenheit, den Fall von Arndt Freytag von Loringhoven zu diskutieren, hat das Nachrichtenportal Onet aus Quellen des polnischen Außenministeriums erfahren.
Berlin hat von Loringhovens Kandidatur bereits im Mai eingereicht. Polen hat ihm bis jetzt das sogenannte Agrément - die Zustimmung des Gastlandes zur Ankunft des Botschafters - nicht gewährt. Der derzeitige Vertreter Berlins in Warschau, Rolf Nikel, hat seine Amtszeit Anfang Juli beendet. Dies bedeutet, dass Deutschland seit fast zwei Monaten keinen Botschafter in Polen hat.
Am Dienstag hat die "Rzeczpospolita" bestätigt, dass das Problem für polnische Politiker die Familie des deutschen Kandidaten sei. Der Vater des Diplomaten, Bernd von Freytag-Loringhoven, hatte in der Wehrmacht gedient und war am Ende des Zweiten Weltkriegs Adjutant der nächsten Generalstabschefs des Dritten Reiches. Im April 1945 hatte er persönlich Berichte für Adolf Hitler vorbereitet, der in einem Berliner Bunker eingeschlossen war, und war einer der letzten, der den Nazi-Diktator gesehen hatte. Bernd von Freytag-Loringhoven wurde nach dem Krieg nicht als Kriegsverbrecher anerkannt und diente jahrelang in der westdeutschen Bundeswehr und nahm hohe Offizierspositionen innerhalb der NATO-Strukturen ein.
Laut der Tageszeitung sollte der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński selbst anerkannt haben, dass die familiäre Vergangenheit von Arndt Freytag von Loringhoven ernsthafte Vorbehalte aufwürfe. Onets Gesprächspartner aus dem Regierungslager sollen behaupten, dass die Karriere von Arndt Freytag von Loringhoven auch Zweifel aufkommen lassen könnte. Der Kandidat für den Botschafter in Warschau war in den Jahren 2007-2010 der stellvertretende Leiter des deutschen BND-Geheimdienstes.
"Die Vergangenheit im Dienst selbst ist nicht disqualifizierend, aber sie lässt das Warnlicht aufleuchten", sollen PiS-Politiker betonen.
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