Mit dem Anzünden von Kerzen auf den Bahngleisen in der Nähe des Sibirischen Gedenkmuseums in Białystok wurde am Mittwochabend der Opfer der Massendeportation in den Osten gedacht. Sie begann in der Nacht vom 9. zum 10. Februar 1940. Die wichtigste Gedenkfeier zum 82. Jahrestag der ersten Deportation von Polen in den Osten finden am Donnerstag in Białystok am Grabmal des unbekannten Sibirers statt. Zum Abschluss der Gedenkfeierlichkeiten findet der Sibirische Gedächtnislauf statt, der in zwei Formen organisiert wird: als virtueller Lauf, an dem sich jeder beteiligen kann, und als stationärer Lauf, der am Samstag im Solnicki-Wald veranstaltet wird.
Vom 10. Februar 1940 bis Juni 1941 organisierten die Behörden der Sowjetunion, die das Gebiet der Zweiten Polnischen Republik besetzt hatten, vier Deportationen polnischer Bürger verschiedener Nationalitäten in den Osten. Die erste Deportation war die größte - etwa 140.000 Menschen - und die tragischste, was die Zahl der Opfer angeht. Betroffen waren vor allem die Familien von Regierungsbeamten, darunter Richter, Staatsanwälte, Polizisten und Förster, sowie von Armeeangehörigen, darunter Teilnehmer des polnisch-bolschewistischen Kriegs aus dem Jahr 1920. Die Deportierten wurden in die nördlichen Regionen der UdSSR, in die Nähe von Archangelsk und nach Irkutsk, in die Region Krasnojarsk und Komi geschickt.
Die Gesamtzahl der 1940-41 tief in die Sowjetunion deportierten polnischen Bürger ist nicht bekannt. Historiker des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), die sich unter anderem auf Archivquellen des NKVD stützen, schätzen diese Zahl auf mehrere Hunderttausend. Der Verband der Sibirier geht davon aus, dass die Zahlen viel höher sind und dass während der vier Deportationen in den Osten 1,3 Millionen polnische Staatsbürger deportiert wurden, von denen jeder dritte starb.
PAP/ps