Deutsche Redaktion

Israelischer Botschafter ins Außenministerium einbestellt

15.10.2022 10:14
Yacov Livne soll seine öffentlichen Äußerungen erklären, mit denen er die Öffentlichkeit über die Gründe für die Absage israelischer Jugendreisen nach Polen in die Irre geführt hat, informierte das polnische Außenministerium. 
Yacov Livne
Yacov LivnePAP/Paweł Supernak

Im Juni hatte die israelische Regierung beschlossen, Bildungsreisen für israelische Jugendliche nach Polen abzusagen. Der Grund war ein Streit mit Warschau darüber, ob Sicherheitsbeamte, die die Gruppen begleiten, Waffen tragen dürfen.

Der israelische Botschafter Yacov Livne hielt am Donnerstag eine Rede anlässlich der Gedenkfeiern zum 79. Jahrestag eines Häftlingsaufstandes im Konzentrationslager Sobibór in der östlichen Provinz Lubelskie. Er sagte, israelische Studentengruppen hätten das Lager in der Vergangenheit besucht, doch heute sei dies aufgrund einer Entscheidung des polnischen Außenministeriums nicht mehr möglich, was sowohl in Israel als auch in anderen Ländern auf Unverständnis stoße und einer Lösung bedürfe.

"Ich bedauere, dass Botschafter Yacov Livne beschlossen hat, mit dem polnischen Außenministerium über die Medien und öffentliche Reden zu kommunizieren - und darüber hinaus die Öffentlichkeit über die Gründe, warum die Reisen nicht stattfinden, in die Irre zu führen", twitterte der stellvertretende Außenminister Paweł Jabłoński am Freitag.

Zur Klarstellung der polnischen Position zu den Jugendreisen schrieb Jabłoński: "1. Wir sind bereit, auch ab morgen Gruppen aufzunehmen. 2. Die Sicherheitsregeln sollten die gleichen sein wie in anderen ähnlichen Ländern, d.h. ohne bewaffnete Sicherheitskräfte. Polen sollte nach dem gleichen Standard behandelt werden."

"Reisen israelischer Jugendlicher nach Polen sind wichtig für Israel, aber wir sind entschlossen sicherzustellen, dass das wahre Bild Polens gezeigt und dass ihnen nicht der Glaube vermittelt wird, sie seien in einem feindlichen Land angekommen", sagte Polens neuer Minister für EU-Angelegenheiten, Szymon Szynkowski vel Sęk dem Polnischen Rundfunk.

Dem Diplomaten zufolge sei in Polen der Antisemitismus der niedrigste in Europa. "Man darf keine Klischees, falsche Thesen eintrichtern. Wir möchten, dass Polen gezeigt wird, wie es ist, d.h. multikulturell, freundlich und modern (...) Richtige Beziehungen zu Israel sind partnerschaftliche Beziehungen, ohne beleidigende Thesen", fügte er hinzu.


PAP/jc