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Spiegel: Russische Spionageaffäre erschüttert deutschen Geheimdienst

15.03.2023 14:58
Die Tatsache, dass „BND-Informationen nach Moskau gelangt sind", sei „ein Worst-Case-Szenario und äußerst peinlich für die Deutschen", schrieb der Spiegel. 
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Die Verhaftung eines BND-Agenten Ende letzten Jahres wegen des Verdachts, Staatsgeheimnisse an Russland weitergegeben zu haben, könnte laut dem Magazin Der Spiegel der „größte Spionageskandal der letzten Jahrzehnte" in Deutschland sein. Über „die Geschichte hinter Deutschlands peinlicher Sicherheitslücke", berichtete u.a. das polnischsprachige Portal der Deutsche Welle.

Russischer Oligarch, deutscher Geschäftsmann und BND-Agent

Zu den Hauptfiguren des Spionage-Skandals gehören Visa M., ein russischer Oligarch, Arthur E., ein deutscher Geschäftsmann im Diamantenhandel, und „ein freundlicher, korpulenter Mann namens Carsten L.", ein BND-Agent, schrieb der Spiegel.

Alles habe im Mai 2021 auf einer Party im bayerischen Weilheim begonnen. Arthur E. und sein Freund Carsten L. nahmen beide an dem Treffen teil. Carsten L. habe an diesem Abend ziemlich viel getrunken und über seine Arbeit für den Bundesnachrichtendienst (BND) gelästert, soll der Geschäftsmann den Ermittlern später erzählt haben. Ein halbes Jahr zuvor hatte Arthur E. im Moskauer Nobelhotel Ritz-Carlton den Oligarchen Visa M. kennengelernt. Dieser habe „hervorragende Verbindungen zu hochrangigen russischen Politikern" gehabt. „Es ist wahrscheinlich, dass dies der Moment war, in dem Arthur E. die Gelegenheit sah, einen Haufen Geld zu verdienen", so das Magazin weiter.

Deutschlands „größter Spionageskandal der letzten Jahrzehnte"

Was nach der Party in Weilheim geschah, sei „der größte Spionageskandal der letzten Jahre, vielleicht sogar der letzten Jahrzehnte", berichtete dw.com unter Berufung auf den Spiegel. Im Zentrum der Affäre steht der Verdacht, dass der BND-Agent Carsten L. Hochverrat begangen haben könnte, indem er wichtige BND-Dokumente zum Krieg in der Ukraine entwendet und an Arthur E. geliefert habe. Obwohl „noch nichts bewiesen ist, keine Anklage erhoben wurde und die Unschuldsvermutung gilt", gebe es „kaum Zweifel", dass „Carsten L. als Spion eingesetzt wurde", schrieb das Magazin. Dem Spiegel nach, soll Arthur E. die Informationen an den russischen Inlandsgeheimdienst FSB geliefert haben. „Visa M., der Mann, den Arthur E. im Ritz-Carlton traf, soll Arthur E. mit dem FSB in Verbindung gebracht haben", so der Spiegel.

„Informationen sind nach Moskau gelangt"

„Der Fall hat den BND erschüttert und seinen Ruf als Partner anderer westlicher Geheimdienste geschädigt - und das in einer Zeit, in der Russland einen Krieg gegen die Ukraine führt", berichtete das deutsche Magazin. Die Tatsache, dass „BND-Informationen nach Moskau gelangt sind", sei „ein Worst-Case-Szenario und äußerst peinlich für die Deutschen", schrieb der Spiegel. Der BND spüre bereits die Auswirkungen des Skandals. „Auch wenn die Leiter anderer Behörden offiziell darauf bestehen, dass sie mit den Deutschen so kooperativ wie immer weiterarbeiten, sagen Agenten, die in der Befehlskette weiter unten stehen, dass sie eine deutliche Zurückhaltung von Deutschlands NATO-Verbündeten bemerkt haben", schrieb das Magazin weiter.

Dem Spiegel zufolge hätten die Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und anderer Länder „zumindest eine Zeit lang den Austausch von Geheimdienstinformationen mit Berlin eingeschränkt."


dw.com.pl, spiegel.de/ps