„Beide Seiten waren sich bewusst, dass es zu einer Einigung kommen musste. Die Regierung war zu schwach um die Wirtschaftsreformen durchzuführen und die Opposition war zu schwach um die Regierung zu stürzen“, erinnerte sich 2009 der Ex-Präsident Wojciech Jaruzelski.
Die Gegner des runden Tisches sagen: Man musste ihn nicht organisieren. Es wäre besser gewesen, abzuwarten, bis die Kommunisten noch schwächer werden und erst dann Systemänderungen einzuführen. Denn so haben de facto die Kommunisten die Bedingungen für diese Änderungen diktiert. Daher haben sie auch Staatsvermögen an sich gerissen und daher haben wir in Polen auch den Postkommunismus, also eine Vielzahl von Pathologien, mit denen wir bis heute kämpfen müssen.
Infolge der Gespräche ist es zu den ersten teilweise freien Wahlen in den Sejm gekommen, bei denen die Opposition die Garantie von 35 Prozent der Mandate erhalten hatte und zu freien Wahlen in den Senat. Die Seiten einigten sich zudem auf eine Legalisierung der Solidarność-Gewerkschaft, die Einführung von politischem Pluralismus, der Meinungsfreiheit und unabhängiger Gerichte.
Fünf Monate später, im August 1989, wurde der katholische Publizist Tadeusz Mazowiecki zum ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten in der Nachkriegsgeschichte des Landes gewählt.
Der "Runde Tisch" hat immer frische Nelken
Der "Runde Tisch" weckt Interesse nicht nur bei Historikern. Das Möbelstück ist bei Besuchern des Präsidentenpalais eine der größten Attraktionen. Der Tisch wird in einem speziellen Saal hinter einer kugelsicheren Scheibe zur Schau gestellt. Täglich stellt der Betreuer Wojciech Domosławski frische Nelken auf die Tafel. „Tausende von Besuchern kommen jährlich, um den Tisch zu sehen. Die Nelken sind immer frisch, so wie im Jahr 1989 bei den Gesprächen. Der Tisch steht gleich am Eingang des Präsidentenpalais“.
Der Tisch hat einen Durchmesser von 9 Metern. 57 Personen können bei der Tafel Platz nehmen.
IAR/PAP/jc