Deutsche Redaktion

Saakaschwili: „Putin hat ihn getötet und jetzt tötet er mich“

12.04.2023 13:33
„Lech Kaczyński war mein politischer Lehrer und Seelenverwandter und daher mehr als ein Freund; dieser große polnische Held ist auch ein georgischer Nationalheld“, schrieb der ehemalige georgische Präsident Micheil Saakaschwili, der in seinem Heimatland in Haft sitzt. „Er hat sein Leben für Georgien geopfert, denn ich bin mir sicher, dass Smoleńsk die Rache für Tiflis im Jahr 2008 war“, urteilte er. „Putin hat ihn getötet und jetzt tötet er mich“, so der Politiker auf Facebook.
Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Prsident Georgiens. In seine Amtszeit fiel der Kaukasuskrieg im Jahr 2008 zwischen Tiflis und Moskau um die abtrnnigen Regionen Sdossetien und Abchasien, bei dem Georgien unterlag.
Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In seine Amtszeit fiel der Kaukasuskrieg im Jahr 2008 zwischen Tiflis und Moskau um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, bei dem Georgien unterlag. IRAKLI GEDENIDZE/POOL/PAP/EPA

Laut Saakaschwili liegt die Schuld für den Tod des ehemaligen polnischen Präsidenten bei Russland und Wladimir Putin persönlich.

Seiner Ansicht nach war das, was in Smoleńsk geschah, die „Rache für Tiflis 2008“, d.h. für die damalige diplomatische Verpflichtung von Präsident Kaczynski, die russische Aggression gegen Georgien zu stoppen.

„Kaczyński hat sein Leben für Georgien geopfert. (...) Er pflegte zu mir zu sagen: Der Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich dank Polens Mitgliedschaft in der EU nach meiner Präsidentschaft am Leben bleibe und du sterben kannst. Nun, Putin hat ihn getötet und jetzt tötet er mich", schrieb Saakaschwili und bezog sich dabei auf seine Inhaftierung und seine schweren gesundheitlichen Probleme.

Der Politiker erinnerte auch an die Umstände seiner Reise zur Beerdigung von Präsident Prof. Lech Kaczyński in Krakau.

„Ich erhielt diese schockierende Nachricht während meiner Reise in die Vereinigten Staaten. Ich musste schnell zurückfliegen, weil die europäischen Flughäfen nach und nach geschlossen wurden. Wir flogen mit einem kleinen Privatflugzeug nach Europa und nahmen den längeren Weg nach Süden. Später wartete das georgische Präsidentenflugzeug bereits auf uns. Wir haben die Fluglotsen in Italien und der Türkei belogen, haben die Ukrainer nicht einmal um Erlaubnis gefragt und sind schließlich in Krakau gelandet“.

„Durch eine göttliche Fügung des Schicksals betrat ich den Wawel genau zu dem Zeitpunkt, als sich der Trauerzug auf die Ruhestätte (von Lech Kaczyński) zubewegte. Ich blieb stehen und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, da es sich bereits um eine private Familienfeier handelte. Jarosław Kaczyński sah mich. Er deutete mit seiner Hand an, dass ich mitmachen sollte. An diesen Moment werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern“, gab Saakaschwili zu.

Am 12. August 2008, während der russischen Invasion in Georgien, reiste der damalige polnische Präsident Lech Kaczyński zusammen mit den Staats- und Regierungschefs der Ukraine, Litauens, Lettlands und Estlands nach Tiflis, wo er auf einer Kundgebung eine Rede hielt.

„Wir wissen sehr wohl, dass heute Georgien, morgen die Ukraine, übermorgen die baltischen Staaten und später vielleicht mein Land, Polen, an der Reihe sein werden“, schätzte Präsident Kaczyński damals ein und sagte weitere aggressive Aktionen Russlands gegen die Nachbarländer voraus.

Saakaschwili war von 2004 bis 2007 und von 2008 bis 2013 Präsident von Georgien. Der Politiker befindet sich seit Herbst 2021 in Haft. Nach Ansicht vieler georgischer und westlicher Menschenrechtsaktivisten ist der Gesundheitszustand des ehemaligen Staatschefs so ernst, dass sein Leben bedroht ist.

US-Toxikologen: „Tests sprechen für Schwermetallvergiftung“

Georgiens Ex-Präsident verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe wegen angeblichen Machtmissbrauchs. Nach einem Hungerstreik, den der Politiker als Protest gegen den politisch motivierten“ Prozess, kurz nach Beginn der Haftstrafe begonnen hatte, war er ins Krankenhaus verlegt worden. Michail Saakaschwili muss trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustands weiter in Haft bleiben.

Der georgische Ex-Präsident leidet an mehreren neurologischen Krankheiten und Muskelschwund, die sein Leben akut bedrohen. Tests sprechen einem US-Toxikologen zufolge zudem für eine „Schwermetall-Vergiftung“.

Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In seine Amtszeit fiel der Kaukasuskrieg im Jahr 2008 zwischen Tiflis und Moskau um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, bei dem Georgien unterlag. In beiden Regionen unterhält Russland seither eine starke Militärpräsenz. Georgien strebt wie die Ukraine eine EU-Mitgliedschaft an und wirbt auch um eine Aufnahme in die Nato.


tvp.info/jc