Auch in Polen gedenkt man dieser Tage den Opfern des Reaktorunglücks. Polen war aufgrund seiner Lage unmittelbar von den Folgen des Unglücks betroffen. Die radioaktive Wolke, die von Tschernobyl ausging, hatte Polen bereits nach zwei Tagen erreicht. Die kommunistische Regierung informierte die Bevölkerung nur mit großer Verspätung über das Unglück und verschwieg die möglichen gesundheitlichen Folgen. Der damalige Regierungssprecher Jerzy Urban behauptete:
"Es wurde keine Bedrohung für die Gesundheit der Menschen festgestellt. Es wurde eine Kommission eingesetzt, die ausschließlich zur Kontrolle, Vorbeugung und Koordination dient. Es wurde keine erhöhte Radioaktivität in Polen festgestellt, auch im Nordosten des Landes nicht."
Am 26. April 1986 kam es im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat zu einer Explosion, die große Mengen von radioaktiven Substanzen freisetzte. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation starben knapp 50 Menschen an Strahlenkrankheit. Wie viele Menschen von den Spätfolgen der radioaktiven Verstrahlung betroffen sind ist bis heute umstritten.
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