Deutsche Redaktion

Kulturminister: „Der Warschauer Aufstand musste ausbrechen“

01.08.2023 11:29
„Der Warschauer Aufstand musste ausbrechen. So war der historische Moment, so war die Stimmung in Warschau, so war das Gefühl. Wenn es keine Entscheidung von oben gegeben hätte, wäre der Aufstand wahrscheinlich von unten ausgebrochen“, sagte Polens Kulturminister Piotr Gliński. 
Prof. Piotr Gliński
Prof. Piotr GlińskiPAP/Marcin Obara

Wie Gliński der Presseagentur PAP sagte, sei die Geschichte des Aufstandes mit dem Schicksal seiner Familie verbunden. „Meine Mutter stammte aus einer einfachen Arbeiterfamilie (…) Ihre Eltern haben den Krieg nicht überlebt. Ihre Großmutter wurde von den Deutschen getötet. (...) Ich habe kein Foto von meinen Großeltern, es ist nichts von ihnen übrig geblieben. Und meine Mutter ging, nachdem sie aus dem Lager zurückkam, nach dem Aufstand, nur mit einem Kleid bekleidet, zurück in die Stadt, wo es niemanden gab“, erinnerte sich Gliński.

Der ungleiche Kampf gegen die Naziherrschaft

Am 1. August 1944 wehten in Warschau zum ersten Mal seit 5 Jahren weiß- rote Fahnen. Auf den Straßen herrschte Euphorie, erinnern sich ehemalige Aufständische.

„Es herrschte Freiheit. Enthusiasmus war überall zu spüren, nicht nur unter den Aufständischen. Ich kann mich noch erinnern, als die Menschen in der Innenstadt nach unserer Aktion gemeinsam gesungen haben.“

Die Widerständler kämpften 63 Tage bevor sie angesichts der aussichtslosen Situation kapitulierten. Laut Ukielski war die militärische Auflehnung gegen die starken Deutschen hoffnungslos.

„Anfangs verzeichnete die Heimatarmee Erfolge. Man rechnete damit, dass die Kämpfe einige Tage dauern werden, bis zum Anrücken der Roten Armee. Aber Stalin hat befohlen, die Kampfhandlungen in Warschau einzustellen. Die Kämpfe zogen sich in die Länge, es stieg die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Rote Armee hat es den Deutschen erlaubt, den Aufstand zu unterdrücken.“

Der Aufstand dauerte 63 Tage. Von 50 Tausend jungen Widerstandskämpfern wurden 17 Tausend getötet und 25 Tausend verletzt. Unter der Warschauer Zivilbevölkerung forderten die Kämpfe 150 Tausend Opfer. Die deutsche Seite verlor 10 Tausend Soldaten.

Den ganzen heutigen Tag über erleuchten an Gedenkorten Kerzen und Grablichter. Nachkommen und Zeitzeugen schmücken sie mit weiß-roten Blumen. Mit einer Feldmesse und einem Appell zu Ehren der Gefallenen wird an die tausenden Toten im ungleichen Kampf gegen die Naziherrschaft erinnert.


PAP/jc