Deutsche Redaktion

Rede vor UN-Generalversammlung: Staatspräsident Duda ruft zu Geschlossenheit angesichts des russischen Neoimperialismus auf

20.09.2023 08:20
Duda betonte, dass Polen, das 1939 sowohl von Deutschland als auch von Russland angegriffen wurde, ein tiefes Verständnis für die derzeitige Lage in der Ukraine hat. In Bezug auf die Getreide-Krise waren in New York allerdings auch Spannungen auf der Linie Warschau-Kiew sichtbar.
Polish President Andrzej Duda speaks at the 78th session of the UN General Assembly in New York on Tuesday, Sept. 19, 2023.
Polish President Andrzej Duda speaks at the 78th session of the UN General Assembly in New York on Tuesday, Sept. 19, 2023.Photo: PAP/Andrzej Lange

Während seiner Ansprache bei der UN-Generalversammlung forderte Präsident Andrzej Duda die internationale Gemeinschaft dringend auf, sich resolut gegen die neoimperialistischen Ambitionen Wladimir Putins zu positionieren. Als Redner bei der Eröffnungsdebatte legte Duda einen besonderen Schwerpunkt auf die Krise in der Ukraine. Er betonte, dass Polen, das 1939 sowohl von Deutschland als auch von Russland angegriffen wurde, ein tiefes Verständnis für die derzeitige Lage in der Ukraine hat.

In seiner Rede verwies Duda auf Worte des verstorbenen Präsidenten Lech Kaczyński: "Russland scheint fest davon überzeugt zu sein, dass die Ära seines einst mächtigen Imperiums zurückkehren könnte, dass es in dieser Region wieder dominieren wird. Aber das wird nicht geschehen. Diese Zeiten sind endgültig vorüber." Duda drängte auf ein Ende des Krieges in der Ukraine und forderte, dass die Ukraine alle von Russland annektierten Gebiete zurückerlangen müsse.

Der Kampf gegen die russische Propaganda

Polens Staatspräsident äußerte sich auch zu den Informationskampagnen Russlands, insbesondere im Kontext der Ukraine. Er kritisierte scharf die vom Kreml verbreiteten Falschinformationen, die dazu dienen, die Gräueltaten in der Ukraine zu verschleiern, und betonte, dass auch Polen Ziel dieser Desinformationen sei. "Wir dürfen uns nicht von Manipulation und Desinformation leiten lassen. Wir müssen gegen die Verfälschung der Geschichte vorgehen und das Böse klar benennen. Verbrechen müssen als solche bezeichnet werden!" betonte er.

Schutz der landwirtschaftlichen Interessen Polens

In einer anschließenden Pressekonferenz in New York kritisierte Duda auch die Ukraine, indem er die Notwendigkeit unterstrich, die polnischen Interessen zu schützen. Er erklärte, dass Polen nicht die Grenzen für ukrainisches Getreide geschlossen, sondern spezielle Transportkorridore eingerichtet habe, die in Absprache mit der Ukraine koordiniert worden seien. „Durch diese Korridore konnte im Vergleich zu Februar oder März dieses Jahres die doppelte Menge an Getreide über Polen transportiert werden“, hob er hervor. Dabei verglich er die Handlungen der Ukraine metaphorisch mit einem Ertrinkenden, der nach einem Rasiermesser greift, und betonte die Notwendigkeit, polnische Interessen zu wahren.

Selenskyj kritisiert indirekt Polen für Getreide-Embargo

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm Stellung zur aktuellen Situation und kritisierte Russlands Handlungen scharf. Er warf Russland vor, die von ihm selbst verursachte Nahrungsmittelkrise auszunutzen, um territoriale Konzessionen zu erzwingen. Zudem äußerte Selenskyj Kritik hinsichtlich der scheinbaren Solidarität einiger europäischer Verbündeter der Ukraine, deren Politik jedoch Russland unterstütze.

„Es ist beunruhigend zu beobachten, wie einige in Europa vorgeben, uns zu unterstützen, dabei aber die Getreidefrage zu einem politischen Krimi machen. Sie mögen denken, dass sie eine unabhängige Rolle spielen, doch in Wahrheit ebnen sie den Weg für Russlands Pläne“, sagte Zełensky, ohne konkrete Länder zu nennen. Dabei unterstrich er, dass Russland seine Energievorräte als Instrument zur Einflussnahme und nuklearen Erpressung einsetzt.

IAR/adn