Dem Politologen Herfried Münkler nach, werde Europa die nukleare Komponente seines Abschreckungssystems verlieren, sollten sich die Vereinigten Staaten von Europa abwenden. Obwohl britische und französische Atomwaffen auf dem Kontinent verbleiben würden, bezweifeln die Polen und Balten, dass sie sich im Falle einer nuklearen Erpressung durch Russland auf britische oder französische Garantien verlassen könnten. Münkler schlägt daher vor, dass Europa seine eigenen nuklearen Fähigkeiten aufbauen sollte, um sich besser vor einem Krieg zu schützen. Die Länder des Weimarer Dreiecks - Frankreich, Deutschland und Polen - sowie zwei südliche europäische Länder - Spanien und Italien - sollten über Atomwaffen unter gemeinsamem Kommando verfügen, sagte Münkler der Welt.
„Polen als Besitzer einer Atombombe"
Einer der Besitzer der Atombombe sollte Polen sein. Eine europäische Atombombe wäre hier ein entscheidender Schritt in Richtung strategischer Autonomie Europas. Geht es nach dem Politologen, sei der Traum von einer Welt ohne Atomwaffen ein Wunschtraum. Der Trend gehe derzeit eher in die andere Richtung. Russland sei „eine Tankstelle, die mit Atomwaffen ausgestattet ist. Dies ist in der Tat der Fall, weshalb Moskau das Atom niemals aufgeben wird", betonte er. Vielmehr sei zu erwarten, dass sich die Zahl der Länder mit Atomwaffen ausweiten werde - auf Iran, Saudi-Arabien, die Türkei. Die Europäer sollten sich daher rasch um die Schaffung eines eigenen Nuklearpotenzials kümmern, so seine Einschätzung.
dziennik.pl, welt.de/ps