Deutsche Redaktion

Polens Cyberabwehr warnt vor gefälschten russischen Kontos und Fake News

09.03.2024 09:11
Behörden in Polen haben ein falsches Social-Media-Konto auf der Plattform X identifiziert, das sich als das Polnische Cyber-Verteidigungskommando ausgibt, berichtet das Nachrichtenportal für Militärwesen CyberDefence24. Das falsche Konto verfolgte die Online-Aktivität des polnischen Verteidigungsministeriums, Generalstabs der polnischen Armee und des ehemaligen Verteidigungsministers.
КібербяспекаAutor. CyberDefence24
 
Die Entdeckung zeigt nach Angaben von Experten alle Anzeichen eines offensichtlich frühen Stadiums einer gezielten Operation gegen das polnische Militär. Das im Februar eingerichtete verdächtige Konto enthielt einen Link zu einer gefälschten Regierungsseite und war zunächst mit einem "silbernen Vogel" gekennzeichnet, was auf eine Verifizierung oder offiziellen Status hindeutete.
Die nahezu identischen Follower des Kontos seien höchstwahrscheinlich Bots gewesen - Softwareprogramme, die dazu entwickelt wurden, Beiträge schnell gemäß vorgegebenen Parametern zu verbreiten. Der erste Beitrag dieses gefälschten Kontos fiel mit dem zweiten Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar zusammen. Es war eine originale Nachricht des authentischen Kontos der polnischen Cyberstreitkräfte, berichtete CyberDefence24. Seit seiner Gründung verbreitete das falsche Profil insgesamt drei Beiträge, darunter einen über die Dragon-24-Militärübungen.
 
Die Zeitplanung und thematische Ausrichtung sei nahtlos mit echten militärischen Informationen einhergegangen. Nach Benachrichtigung über diesen Vorfall hat das Polnische Cyber-Verteidigungskommando (DKWOC) umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet, um die schädliche Aktivität zu neutralisieren. Das Konto wurde am 6. März von X gelöscht.
 
Kognitiver Krieg”
Das Online-Portal schildert das Konzept des „kognitiven Krieges“ - eines Kampfes um die Köpfe der Menschen - und konzentriert sich auf die von Desinformationsagenten angewendeten Taktiken, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Dazu würden häufig gefälschte Profile echter Institutionen in sozialen Medien erstellt, erklärt Oberst Przemysław Lipczyński gegenüber defence24. Es bestehe somit ein zunehmender Bedarf an öffentlichem Bewusstsein und der Annahme von Sicherheitsprinzipien, um emotional aufgeladene oder anonym veröffentlichte Inhalte zu bekämpfen. Diese würden oft darauf abzielen, falschen Aussagen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Ähnlich sei es mit der Verbreitung von Fehlinformationen über den angeblichen Tod einer 13-jährigen Schülerin während NATO-Übungen in Polen gewesen. Diese Versuche seien Teil eines breiteren Musters von Desinformations-Aktivitäten. Sie reichen von der Verbreitung von Fehlinformationen bis hin zur Durchführung komplexerer manipulativer Kampagnen, so der Oberst.
 
Gefälschte Social-Media-Berichte und falsche Konten würden häufig verwendet, um Unzufriedenheit zu säen und Menschen zu täuschen - von Einzelpersonen bis hin zu ganzen Bevölkerungen. Die schnelle Reaktion auf diese neueste Bedrohung unterstreicht die Bedeutung der Wachsamkeit gegen Desinformation, insbesondere da feindliche Akteure weiterhin Zivilisten, Regierungsvertreter und das Militär ins Visier nehmen, um Chaos zu säen und die Moral zu untergraben, sagen Experten.

Auch angesehene Nachrichtenquellen werden zunehmend Ziel von Angriffen, wobei die Angreifer ihre Identität als Deckmantel nutzen. So habe ein gefälschter BBC-Twitter-Inhalt behauptet, dass das polnische Militär plane, in die Ukraine einzumarschieren. Ein gefälschtes Facebook-Video überzeugte, dass die NATO russische Streitkräfte in der Ukraine angegriffen habe. Diese Taktiken umfassten echtes Material mit gefälschten Bildunterschriften, irreführende Untertitel zu Videos und das Nachahmen öffentlicher Persönlichkeiten, um Zweifel oder Unzufriedenheit zu säen. Polens Cyber-Abwehr warnt deshalb, in Bezug auf Desinformation wachsam zu sein. Feindliche Akteure würden das Vertrauen in die Medien untergraben und die öffentliche Meinung manipulieren wollen.
 
Polen braucht spezialisierte Cyberabwehr
Als Reaktion auf Russlands verstärkte Desinformationskampagnen gegen NATO-Mitglieder wird die polnische Regierung und militärische Führung dazu aufgerufen, eine spezialisierte Einheit zur Kriegsführung im Informationsraum innerhalb der polnischen Streitkräfte zu gründen. Diese Einheit könnte unter der Schirmherrschaft des DKWOC operieren und dessen Fachkenntnisse und Ressourcen nutzen, um die Sicherheit in Polens Informationsraum zu stärken.
 
Die zunehmende Verfügbarkeit von Online-Tools, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Inhalte produzieren oder reale Personen mühelos imitieren, bedeute, dass die Öffentlichkeit mit einer raschen Zunahme von Video- und Audio-Inhalten – sog. Deep Fakes“ - rechnen muss. Ihr einziges Ziel sei das Verständnis und die Meinung der Menschen über die sie umgebenden Ereignisse zu manipulieren, warnen Experten.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden internationalen Unruhen mahnen sie zu immer größerer Wachsamkeit sowohl auf Seiten der Bürger als auch der Regierung.

cyberdefence24.pl/ps