Deutsche Redaktion

Polen erhält Dokumente über 1944 in Neuseeland aufgenommene polnische Kinder

03.04.2024 09:37
„Wir erinnern uns an den Respekt und die Hilfe, die Neuseeland polnischen Kindern erwies, als es 700 polnische Waisenkinder aufnahm, die 1944 auf wundersame Weise aus einem sowjetischen Gulag gerettet wurden", erklärte Polens Außenminister.
Polands Foreign Minister Radosław Sikorski (right) and his New Zealand counterpart Winston Peters (left) hold a joint news conference in Warsaw on Tuesday, April 2, 2024.
Poland's Foreign Minister Radosław Sikorski (right) and his New Zealand counterpart Winston Peters (left) hold a joint news conference in Warsaw on Tuesday, April 2, 2024.Photo: PAP/Albert Zawada

Neuseelands Vize-Premier und Außenminister, Winston Peters, hat Polens Außenminister Radosław Sikorski am Dienstag Kopien von Briefen von vor 80 Jahren überreicht. Die Korrespondenz betrifft polnische Kinder, die 1944 von der neuseeländischen Regierung in das Land aufgenommen wurden.

Peters erinnerte auf einer Konferenz in Warschau daran, dass sich 700 polnische Kinder in Pahiatua niederließen und später neuseeländische Staatsbürger wurden. „Wir erinnern uns an den Respekt und die Hilfe, die Neuseeland den polnischen Kindern entgegengebracht hat, als es 1944 die 700 polnischen Waisenkinder aufnahm, die auf wundersame Weise aus einem sowjetischen Gulag gerettet wurden", betonte Polens Chefdiplomat Radosław Sikorski nach seinem Treffen mit Peters. Anfangs sollten die Kinder für die Dauer des Krieges in Neuseeland Zuflucht finden, seien aber letztlich viel länger geblieben, fügte er hinzu.

 

Sikorski: Wir nehmen das heutige Geschenk mit Rührung entgegen

Beeindruckend sei, so Sikorski, dass Neuseeland „ihnen eine Erziehung und Bildung in der polnischen Kultur ermöglicht hat, die sie bis heute bewahrt haben". Wie er hinzufügte, „nehmen wir das heutige Geschenk der freigegebenen Dokumente zu diesem Fall mit Rührung entgegen".


Wie er hervorhob, würden „die übergebenen Dokumente ein Fest für Historiker sein". Des Weiteren betonte Sikorski, er sehe Neuseeland nicht nur als ein gleichgesinntes Land, sondern auch als einen Freund, auf den man in Zeiten der Not zählen könne.

Polnische Kinder in Neuseeland


Im Jahr 1944 hatte die neuseeländische Regierung über 700 polnische Kinder und ihre 102 Betreuer eingeladen. Dabei handelte es sich größtenteils um Waisenkinder aus polnischen Familien, die in die Tiefen der UdSSR verbannt und später, im Jahr 1942, in den Iran evakuiert worden waren.

Im Dezember 1943 wurde die Frage der Aufnahme polnischer Kinder in einem Gespräch zwischen dem polnischen Konsul in Wellington, Graf Kazimierz Wodzicki, und dem neuseeländischen Premierminister, Peter Fraser, angesprochen. Am 28. Dezember richtete er ein Schreiben an den polnischen Diplomaten. Darin versicherte er, dass „die neuseeländische Regierung alle Vorkehrungen für die Einrichtung der Lager treffen und die notwendigen Mittel wie Betten, Bettzeug, Möbel, Küchenvorräte usw. bereitstellen wird. [...] Die neuseeländische Regierung wird die Verantwortung für die Instandhaltung des Lagers, die Reparaturen, die Verpflegung und die Kleidung der Kinder übernehmen, und zwar zu Bedingungen, die nach Rücksprache mit der polnischen Regierung zu vereinbaren sind", hieß es.

Vorgeschlagen wurde ein verlassenes Internierungslager für in der alliierten Koalition kämpfende Bürger verschiedener Länder in Pahiatua im Norden der Insel. Die Logistik für die Ankunft der Kinder wurde von Konsul Wodzicki und seiner Frau Maria, geboren Dunin-Borkowska, geleitet. Ihre Bemühungen unterstützten die auf der Nordinsel lebenden Polen.

Das Lager wurde im April 1949 geschlossen. Nur wenige seiner Bewohner kehrten nach Polen zurück.

IAR/ps/adn