Deutsche Redaktion

Scholz' Vorschlag: „Ein armseliger Ersatz für die tatsächlichen Entschädigungen“

04.07.2024 12:03
„Was der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz vorgeschlagen hat und wozu Premierminister Donald Tusk zustimmte, ist ein armseliger Ersatz für die tatsächlichen Entschädigungen, die Polen gemäß allen Grundsätzen von Gerechtigkeit und internationalem Recht zustehen“, betonte der ehemalige Premierminister Mateusz Morawiecki (PiS) am Donnerstag.
Mateusz Morawiecki
Mateusz MorawieckiFacebook/Mateusz Morawiecki

Am Dienstag fanden polnisch-deutsche Regierungskonsultationen in Warschau statt. Bei einer Pressekonferenz mit Premierminister Donald Tusk sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, Deutschland sei sich seiner großen Schuld und Verantwortung gegenüber den Millionen Opfern der deutschen Besatzung bewusst und „werde sich bemühen, Unterstützung für die Überlebenden zu leisten“.

Scholz informierte über die Entscheidung der Bundesregierung, in Berlin eine Gedenkstätte für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Besatzung zu errichten. Das Deutsch-Polnische Haus solle ein „sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und eine Mahnung für die Zukunft“ sein.

Tusk gab zu, dass „es keine Gesten gibt, die die Polen zufriedenstellen würden, und keine Summe Geld, die das ausgleichen würde, was während des Zweiten Weltkriegs geschah“.

Morawiecki: Tusk möchte auf Kriegsentschädigungen verzichten

Morawiecki betonte am Donnerstag in einem Beitrag auf der Plattform X, dass „Millionen Polen während des Zweiten Weltkriegs aufgrund des deutschen Angriffs unmenschliche Leiden erlitten haben“.

„Unser ganzes Land wurde vollständig zerstört. Und dennoch möchte Donald Tusk auf Kriegsentschädigungen verzichten und stattdessen vage Versprechungen über Leistungen für die überlebenden Opfer machen. Das ist eine Ohrfeige für unsere gesamte Nation“, bewertete der ehemalige Premierminister.

Nach seiner Einschätzung ist „das, was der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz vorgeschlagen hat und wozu Donald Tusk zustimmte, ein armseliger Ersatz für die tatsächlichen Entschädigungen, die Polen gemäß allen Grundsätzen von Gerechtigkeit und internationalem Recht zustehen“.

„Entschädigungen, die wir im Oktober 2022 gefordert haben, als wir in einem diplomatischen Schreiben an die deutsche Regierung materielle und immaterielle Schäden in Höhe von 6 Billionen 220 Milliarden 609 Millionen Zloty angegeben haben. Diese Summe steigt weiter aufgrund der Anpassung an die Inflation und Wechselkurse“, betonte der ehemalige Premierminister.

„Was bleibt heute davon übrig? Vage und armselige paar hundert Millionen Euro. Wenn wir das auf die gesamte Bevölkerung des Zweiten Polnischen Republik umrechnen würden, wären das weniger als 20 Euro pro Person. 20 Euro pro Person! Das ist, was die Leiden der Polen während des Zweiten Weltkriegs für die derzeitige polnische Regierung wert sind“, unterstrich Morawiecki.

„Hat Herr Scholz vorgeschlagen, ein Deutsch-Polnisches Haus in Berlin zu bauen anstelle eines Denkmals? Ein solches Haus oder Denkmal sollte sich in jeder Hauptstadt eines deutschen Landes befinden, um an die lebendige Geschichte Deutschlands zu erinnern – als Täter und nicht als Opfer“, sagte der ehemalige Regierungschef.

„Herr Premierminister Donald Tusk, Sie hätten sich richtig verhalten können. Stattdessen haben Sie sich für Unterwürfigkeit und Ergebenheit entschieden“, fügte der ehemalige Premierminister hinzu.


PAP/jc

 

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