Deutsche Redaktion

„Schlagt ihn so, dass keine Spuren bleiben“

16.07.2024 09:00
Es vergehen 40 Jahre nach dem Gerichtsurteil im Mordfall des Abiturienten Grzegorz Przemyk. Der Tod des 19-jährigen Gymnasiasten im Mai 1983 war eines der schrecklichsten Verbrechen des Machtapparats der Volksrepublik Polen in den 1980er Jahren.
Grzegorz Przemyk. Der Abiturient starb am 14. Mai 1983 im Krankenhaus, zwei Tage zuvor von Beamten der Brgermiliz im Polizeirevier in der Jezuicka-Strae in der Altstadt von Warschau verprgelt.
Grzegorz Przemyk. Der Abiturient starb am 14. Mai 1983 im Krankenhaus, zwei Tage zuvor von Beamten der Bürgermiliz im Polizeirevier in der Jezuicka-Straße in der Altstadt von Warschau verprügelt. Foto: IPN

In einem von den kommunistischen Behörden inszenierten Prozess wurden zwei Polizisten vom Vorwurf der Misshandlung freigesprochen, während der Sanitäter und der Krankenwagenfahrer, die den Misshandelten ins Krankenhaus brachten, verantwortlich gemacht wurden. In den Akten des Falls blieb eine Notiz des damaligen Innenministers General Czesław Kiszczak erhalten: „Es soll nur eine Version der Untersuchung geben - die Sanitäter.“ So lautete auch die offizielle Propaganda, gleichzeitig wurde eine Verleumdungskampagne gegen Przemyks Mutter geführt.

Zu Tode geschlagen

Der damals 19-jährige Przemyk wurde am 3. Mai 1983 während einer Demonstration in Warschau von der Miliz verhaftet und so brutal zusammengeschlagen, dass er am 14. Mai im Krankenhaus verstarb. Sein einziges "Vergehen" war, dass er der Sohn einer regimekritischen Dichterin war und an einem verregneten Spätnachmittag mit Freunden nach einem Glas Wein in der Warschauer Innenstadt spazieren ging. Die Polizisten verlangten seine Dokumente und nahmen ihn mit auf die Wache. Was dort genau geschah, ist bisher unklar.

Grzegorz Przemyk wurde in den Bauch geschlagen und mit inneren Verletzungen entlassen. Die Sanitäter, die ihn ins Krankenhaus brachten, wurden später wegen seines Todes verurteilt und nach der Wende rehabilitiert.

Der auf der Wache diensthabende Polizist Arkadiusz Denkiewicz wurde 1997 zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte seine Untergebenen mit den Worten instruiert: „Schlagt ihn so, dass keine Spuren bleiben.“

Der Vorfall sorgte für Entsetzen in ganz Polen, Przemyks Begräbnis mit Tausenden Trauernden wurde zu einer Demonstration gegen den Terror.


PAP/jc

„Es geschah auf dem Schlossplatz“: Der tragische Tod von Grzegorz Przemyk

12.05.2023 15:19
Vor fast genau 40 Jahren erschütterte ein tragischer Kriminalfall die Volksrepublik Polen. Während des von den kommunistischen Machthabern verhängten Kriegsrechts kam am 14. Mai 1983 in der Hauptstadt der Abiturient Grzegorz Przemyk ums Leben. Zwei Tage zuvor wurde er von der Miliz verhaftet und brutal verprügelt.