Heute (14. Oktober) jährt sich zum 160. Mal der Geburtstag von Stefan Żeromski (1864–1925), einem der bedeutendsten polnischen Schriftsteller der Epoche des Jungen Polen, Publizisten, Sozialaktivisten und Unabhängigkeitskämpfer. Als erster Präsident des polnischen PEN-Clubs und vierfacher Nobelpreiskandidat gehört er zum Pantheon der polnischen Literatur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Heimatlosen“ („Ludzie bezdomni“), „Die Arbeit des Sisyphus“ („Syzyfowe prace“) und „Die Starke“ („Siłaczka“).
Żeromski wurde oft als „Gewissen der polnischen Literatur“ bezeichnet, da er sich in seinen Werken intensiv mit Themen wie dem Kampf um Menschenwürde, sozialer Gerechtigkeit und nationaler Unabhängigkeit auseinandersetzte. Seine Protagonisten sind häufig Menschen, die persönliche Dramen und innere Konflikte durchleben und oft in Armut leben.
Bereits zu Beginn seiner literarischen Karriere lenkte er die Aufmerksamkeit auf das Schicksal des polnischen Volkes unter Fremdherrschaft. Sein erster Novellenband „Die Krähen werden uns zerhacken“ (1895) reflektiert dieses Thema eindringlich. Immer wieder kehrte er zur Thematik der Unabhängigkeit zurück, etwa in Werken über den Januaraufstand wie „Der treue Fluss“ („Wierna rzeka“). In seinem letzten Roman „Frühlingserwachen“ („Przedwiośnie“, 1924) übte er eine scharfe Kritik an den ersten Jahren der wiedererlangten Unabhängigkeit und betonte die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen.
Erster Präsident der Republik Zakopane
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Żeromski ein engagierter Sozialaktivist. 1918 organisierte er die polnische Verwaltung in der Region Podhale und wurde zum ersten Präsidenten der Republik Zakopane, dem ersten freien Gebiet Polens nach der Teilungszeit. Er war Mitbegründer und erster Präsident des Polnischen Schriftstellerverbandes sowie 1925 Gründer und erster Präsident des polnischen Zweigs des PEN-Clubs.
1919 ließ er sich in Konstancin-Jeziorna nahe Warschau nieder. Fünf Jahre später zog er in eine Wohnung im Königsschloss in Warschau, ein Privileg, das ihm vom damaligen Präsidenten Stanisław Wojciechowski als Anerkennung seiner Verdienste gewährt wurde.
Stefan Żeromski verstarb am 20. November 1925 und wurde auf dem evangelisch-reformierten Friedhof in Warschau beigesetzt. Drei Jahre später wurde in Nałęczów ein Museum eröffnet, das seinem Leben und Werk gewidmet ist.
Anlässlich des 100. Jahrestages der Wiedererlangung der polnischen Unabhängigkeit wurde Stefan Żeromski im Jahr 2018 posthum mit dem Orden des Weißen Adlers ausgezeichnet.
IAR/adn