Trump: „Selenskyj will nur kämpfen“
Trump kritisierte Selenskyj scharf und warf ihm vor, eine kompromisslose Haltung einzunehmen. „Er muss sagen, dass er Frieden will, anstatt immer nur ‚Putin hier, Putin da‘, lauter negative Dinge“, sagte Trump vor seinem Abflug nach Florida. Der US-Präsident betonte, Selenskyj habe in den Verhandlungen überreizt, weil er „keine Karten zum Spielen hatte“. Laut Trump sei der ukrainische Präsident nicht an einer friedlichen Lösung interessiert. „Das ist ein Mann, der uns ausnutzen und weiterkämpfen will“, sagte Trump und ergänzte, dass der russische Präsident Wladimir Putin hingegen Frieden wolle.
Zudem zeigte sich Trump frustriert über Selenskyjs Weigerung, einem sofortigen Waffenstillstand zuzustimmen. „Ich will einen Waffenstillstand jetzt. Und er sagt: ‚Oh, ich will keinen Waffenstillstand.‘“ Trump stellte die Unterstützung der USA für die Ukraine infrage: „Entweder wir beenden das oder lassen ihn weiterkämpfen. Aber ohne uns wird er nicht gewinnen.“
Selenskyj weist Vorwürfe zurück
Selenskyj verteidigte sich am Abend in einem Interview mit dem US-Sender Fox und erklärte, dass er die Unterstützung der USA schätze. Er betonte jedoch, dass er nicht glaube, in Washington etwas Falsches gesagt zu haben. Die öffentliche Auseinandersetzung mit Trump bezeichnete er als Fehler: „Ich denke, dass wir sehr offen und ehrlich sein müssen. Manche Dinge sollten wir aber außerhalb der Medien besprechen.“
Laut Selenskyj sei der Streit eskaliert, weil Trump und US-Vizepräsident J.D. Vance eine verzerrte Darstellung der Lage in der Ukraine vermittelt hätten. Besonders kritisch sieht Selenskyj Trumps Wunsch nach einem schnellen Waffenstillstand und dessen angebliches Vertrauen in Putin. „Ich habe kein Vertrauen in Abkommen mit Putin – er ist nicht glaubwürdig“, sagte der ukrainische Präsident. Selenskyj widersprach zudem der Darstellung, dass die Ukraine kurz vor einer Niederlage stehe.
Er kritisierte falsche Berichte über hohe Verluste und den Zustand der ukrainischen Armee. „Jede einzelne Person ist wichtig. Wenn jemand von einer Million Toten spricht – das stimmt nicht. Wenn jemand sagt, wir verlieren unsere Territorien – das sind nicht einfach nur Gebiete, das sind Kirchen, Häuser, Menschenleben.“
Unterschiedliche Positionen zu Putin
Auf die Frage, ob er Trump für zu nachgiebig gegenüber Russland halte, wich Selenskyj aus. Er betonte jedoch, dass die Ukraine klare Sicherheitszusagen aus den USA brauche. „Die Ukrainer wollen nur hören, dass Amerika auf unserer Seite steht und nicht auf der Seite Russlands“, so Selenskyj.
Trump hingegen stellte sich selbst als Vermittler dar. Er habe Verständnis für Selenskyjs Haltung, wolle aber einen Dialog mit Putin suchen. „Er hat immer gesagt ‚Frieden durch Stärke‘. Ich hoffe, dass die USA stark bleiben“, sagte Selenskyj.
PAP/jc