Deutsche Redaktion

Mehrheit engagiert sich karitativ – Unterstützung für Migranten nimmt ab

09.04.2025 11:42
Trotz eines hohen gesellschaftlichen Engagements in der karitativen Hilfe hat die Bereitschaft der Polen zur Unterstützung von Migranten und Flüchtlingen deutlich abgenommen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des sogenannten „Humanitären Barometers“ hervor, die von Ärzte ohne Grenzen in Polen durchgeführt wurde.
Die Polen sind davon berzeugt, dass die Hilfe in erster Linie den Polen zugute kommen sollte, denn wir haben viele eigene Probleme.
Die Polen sind davon überzeugt, dass die Hilfe „in erster Linie den Polen zugute kommen sollte, denn wir haben viele eigene Probleme“. Fishman64/Shutterstock

Demnach engagierten sich im vergangenen Jahr 83 Prozent der Bevölkerung in der humanitären Hilfe. Gleichzeitig zeigt die Erhebung einen Rückgang der Solidarität mit Menschen auf der Flucht. Laut der Direktorin von Ärzte ohne Grenzen in Polen, Draginja Nadazdin, sei dies unter anderem auf migrationsfeindliche Äußerungen von Politikern zurückzuführen. „In letzter Zeit ist ein sehr negativer Diskurs gegenüber Flüchtlingen und Migranten zu beobachten, der sie entmenschlicht“, sagte Nadazdin der polnischen Nachrichtenagentur PAP.

Besonders stark veränderte sich laut Umfrage die Einstellung zur finanziellen Unterstützung von Geflüchteten. Anfang 2023 sprachen sich noch 62 Prozent der Befragten für Hilfen für Flüchtlinge aus – aktuell sind es nur noch 43 Prozent. Bei Migranten sank der Wert im selben Zeitraum von 52 auf 34 Prozent.

Auch bei der Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen die Polen am ehesten unterstützen wollen, stehen Migranten und Flüchtlinge inzwischen ganz unten auf der Liste: Nur noch vier Prozent nannten diese Gruppen – vor zwei Jahren waren es noch 15 Prozent (Flüchtlinge) und sechs Prozent (Migranten).

Nadazdin sieht einen Wendepunkt in der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022. Damals sei die Hilfsbereitschaft stark gestiegen. „Heutzutage kehrt das Engagement der polnischen Frauen und Männer langsam auf das Niveau vor diesem Hilfsschub zurück“, erklärte sie.

Zugleich äußerten viele Polen laut der Umfrage die Überzeugung, Hilfe solle „in erster Linie den Polen zugutekommen, denn wir haben viele eigene Probleme“.


PAP/jc

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