Deutsche Redaktion

JD Vance nennt Polens Unterstützung im Irakkrieg einen Fehler

25.04.2025 11:20
Der frühere polnische Außenminister Jacek Czaputowicz hat in einem Beitrag für das US-Portal The Hill scharf auf Äußerungen des US-Vizepräsidenten JD Vance reagiert. Vance hatte Mitte April im britischen Portal UnHerd erklärt, Polen habe sich wie ein „Trottel“ verhalten, weil es sich 2003 nicht gegen die US-Invasion im Irak gestellt und stattdessen die Vereinigten Staaten unterstützt habe. Zudem forderte er von den europäischen Staaten, mehr Unabhängigkeit zu zeigen und keine „Vasallen der USA“ zu sein.
Jacek Czaputowicz
Jacek CzaputowiczPolskie Radio

War Polen ein Trottel, weil es die USA im Irak unterstützt hat?“ – so lautet der provokante Titel der Erwiderung des polnischen Ex-Außenministers, der von 2018 bis 2020 im Amt war.

Czaputowicz erinnerte an die tiefen internationalen Gräben im Vorfeld der US-Invasion: Das „alte Europa“, angeführt von Frankreichs Präsident Jacques Chirac und dem deutschen Kanzler Gerhard Schröder, stellte sich damals offen gegen den Krieg. Im Gegensatz dazu unterstützte das „neue Europa“, darunter Polen, die US-Politik.

Obwohl die polnische Öffentlichkeit die Intervention im Irak negativ sah, betrachtete die politische Elite Polens sie als eine Möglichkeit, die Allianz mit den USA und die internationale Stellung des Landes zu stärken", schrieb Czaputowicz. Wie er betonte, habe sich ein „instinktiver Atlantizismus“ durchgesetzt, unabhängig davon, welche Partei an der Macht war.

Verteidigungsminister Rumsfeld hatte nicht Unrecht, als er Polen als das pro-amerikanischste Land der Welt bezeichnete, noch vor den Vereinigten Staaten selbst", schrieb Czaputowicz.

Aus Sicht des ehemaligen Ministers sei die Haltung Vances ahistorisch. Die Bush-Regierung sei 2003 fest entschlossen gewesen, Saddam Hussein zu stürzen – auch ohne Rückhalt durch Verbündete.

„Erst die Jahre nach der Invasion offenbarten das volle Ausmaß der menschlichen, finanziellen und politischen Kosten und führten zu einer grundlegenden Kehrtwende in der öffentlichen Meinung in den USA“, betonte Czaputowicz.

„Die Teilnahme an der Irak-Operation wurde vom polnischen Establishment als militärischer Erfolg, politisches Unentschieden und wirtschaftlicher Misserfolg bewertet (...) Polens politische Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit auf der internationalen Bühne wurden ebenfalls gestärkt. Hoffnungen auf wirtschaftliche Vorteile in Form von lukrativen Aufträgen für polnische Unternehmen erfüllten sich jedoch nicht.“

„Wenn der US-Vizepräsident heute sagt, es sei ein Fehler gewesen, den Vereinigten Staaten in einem Moment besonderer Not beizustehen, dann ist das ein bedenkliches Signal an alle Verbündeten Amerikas“, schloss der ehemalige Chefdiplomat Polens.


PAP/jc