Gusen ist ein besonders tragischer Ort für Polen, da es eine bedeutende Rolle im Prozess der Liquidierung der polnischen Eliten durch die Deutschen im Rahmen der sog. "Intelligenzaktion" spielte. Sozialaktivisten, Jugendliche, Priester und nach 1944 auch die Warschauer Aufständischen wurden nach Mauthausen deportiert – und vor allem eben ins KL Gusen.
Mehrere Grundstücke des ehemaligen KZ Mauthausen-Gusen sind heute in Privatbesitz. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, wo zig-Tausende Polen starben, wurde eine Wohnsiedlung gebaut; viele österreichische Unternehmen haben dort ihren Sitz. Das Eingangstor zum Lager Mauthausen wurde zum Beispiel in eine Privatvilla umgewandelt.
Polen appellierte mehrmals an die österreichische Regierung, das Grundstück zurückzukaufen und somit die Erinnerung an den tragischen Ort zu retten.
Im KZ Mauthausen-Gusen haben die Deutschen zwischen 1938 und 1945 etwa 300.000 Menschen gefangen gehalten. Es wurde von der SS als Konzentrationslager dritten Grades eingestuft, d.h. als Lager mit den härtesten Bedingungen und der geringsten Überlebenschance. Foto: Joachim Ciecierski
Anfang 2020 wurde der Kauf und Ausbau der Gedenkstätte Mauthausen-Gusen im Koalitionsvertrag zwischen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und den Grünen vereinbart.
Das Haus der Erinnerung an der Gedenkstätte Bergkristall wurde seit Herbst 2019 in ca. 5.000 ehrenamtlichen Stunden von engagierten Menschen errichtet. Foto: Joachim Ciecierski
Das Vernichtungslager wurde 1938 in der Nähe der Stadt Mauthausen errichtet. Das Lager war bis zum 5. Mai 1945 in Betrieb und wurde von der amerikanischen Armee befreit. In den 1960er Jahren wurde dort ein Museum eingerichtet, mit der Zeit befand sich ein bedeutender Teil des ehemaligen Lagerkomplexes in privaten Händen.
Stanisław Zalewski, Jahrgang 1925, kam als 18-Jähriger nach Gusen. "Die Arbeit im Steinbruch - in drei Schichten - war sehr hart. Bei uns im Lager starben zwischen 500 und 550 Menschen täglich. Das Krematorium war mit der Zahl der Toten überfordert. Als die Amerikaner eintrafen, lagen hier Massen von Leichen vor dem Krematorium", erinnerte sich der KZ-Überlebende. In deutschen Konzentrationslagern verbrachte er 600 Tage, die meiste Zeit davon im Lager Gusen.
Stanisław Zalewski (96), ein ehemaliger Häftling des KL Auschwitz und Mauthausen-Gusen und Vorsitzender der Polnischen Vereinigung ehemaliger politischer Häftlinge der Hitlergefängnisse und Konzentrationslager. Foto: Joachim Ciecierski
Joachim Ciecierski hat sich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen umgesehen.