Silvester im „Lande des ewigen Frühlings“ - Józef Piłsudski auf der Insel Madeira

Der US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway bezeichnete Madeira als einen der „paradiesischsten“ Urlaubsorte, die er je in seinem Leben gesehen habe. Der in Funchal geborene Weltfußballer Cristiano Ronaldo gab in einem der vielen Interviews zu, er wolle auf der sonnigen „Blumeninsel“ seinen „verdienten Lebensabend“ verleben. Auch für die Geschichte Polens hat Madeira eine besondere Bedeutung: Der polnische Staatschef Józef Piłsudski verbachte dort den Jahreswechsel 1930/31.

Józef Piłsudski gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der neuen polnischen Geschichte.

Narodowe Archiwum Cyfrowe

In Piłsudskis späten Jahren kam es in an der Weichsel zu einigen Krisen, für die er teilweise selbst verantwortlich war. Nach dem Maiputsch von 1926 stand die politische Situation im Zeichen einer tiefgreifenden Ambiguität: Einerseits zollten viele Polen dem Mitgestalter der staatlichen Unabhängigkeit Respekt. Bekannte Künstler und Autoren knüpften sogar noch während der Wirtschaftskrise an den Mythos des „Marschalls“ an.

Andererseits wurde Kritik an der Sanacja-Regierung laut und zahlreiche Mitbürger konnten sich angesichts ihrer Lage nicht mehr unbekümmert über die eigenen Bedenken hinwegsetzen. Die innenpolitischen Turbulenzen, ständige Streitigkeiten mit der Opposition sowie die immer spürbarer werdende Wirtschaftsflaute bewirkten auch in Piłsudskis Privatleben eine Krisensituation: Der 63-jährige Staatschef war urlaubsreif. Der sich zuspitzenden Situation im Land entsprach ein neuerwachtes Bedürfnis nach Erholung. Im Dezember 1930 reiste er mit dem Zug nach Lissabon und von dort aus weiter mit dem Schiff nach Madeira. Über die Hintergründe dieser in vielerlei Hinsicht einmaligen Reise berichtet Wojciech Osiński.