Michał Waszyński setzte sich kritisch mit der polnischen Kinopolitik und Filmkultur der 1930er Jahre auseinander, die ihm noch immer allzu protektionistisch und zentralistisch erschien. Als er versuchte, die eingefahrenen künstlerischen Wege zu verlassen, war das Risiko des kommerziellen Misserfolgs groß; und dies trotz der tiefgreifenden infrastrukturellen Veränderungen, die damals zugunsten des polnischen Kinos vorgenommen wurden. Andererseits hat die allmähliche politische Dezentralisierung Polens Waszyński dazu ermutigt, im Kulturleben eigene Akzente zu setzen. Schon seine ersten Filme waren Achtungserfolge, da sie Themen behandelten, die vielen Kinobesuchern auf den Nägeln brannten, weil sie es auf eine Weise taten, in der sie mit anderen erfolgreicheren Gattungen konkurrieren oder diesen sogar eine Vorlage liefern konnten.
Michał Waszyński
Von Waszyńskis Anregungen hat die gesamte europäische Filmindustrie erheblich profitiert. In seinen Filmen lässt sich eine Reihe von Merkmalen ausmachen, die von Regisseuren und Schauspielern aus anderen Ländern übernommen wurden. Das internationale Publikum erkannte, dass die Abkehr von ideologischer Indoktrination und missionarischem Eifer sowie die Hinwendung zu Alltagsproblemen eine gelassenere Rückbesinnung auf die eigene Vergangenheit möglich machte.
Auch der Regisseur selbst mühte sich ohne Unterlass um eine Methode, sein Leben in ein „Kunstwerk“ zu verwandeln: In der privaten Rückwendung Waszyńskis auf die eigene Biografie war vieles inszeniert, ausgedacht und erlogen. Seine Karriere bleibt trotzdem ein Ausnahmefall: Er drehte in Rom mit Sophia Loren und trank auf dem Sunset Boulevard Kaffee mit Orson Welles. Und mit dem Film „Dybbuk“ schuf er bereits 1937 einen der schönsten und zugleich bekanntesten polnischen Filme, der den Stoff aus dem jüdischen Volksglauben in der ganzen Welt populär machte. Mehr darüber erzählt Wojciech Osiński.