Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Paris zum Anziehungspunkt für Philosophen und Kunstschaffende aus vielen Ländern. Französisch verdrängte Latein als Weltsprache, neue philosophische und politische Ideen verbreiteten sich schnell über die Landesgrenzen hinaus. In der Seine-Metropole zeigten Autoren und Künstler jedoch auch eine Schwäche für das Mysteriöse, Dämonische und Übernatürliche. Der französisch schreibende Pole Jan Potocki blieb davon nicht unbeeindruckt. Sein Roman „Rękopis znaleziony w Saragossie“, an dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1815 gearbeitet hatte, fand großen Beifall und kursierte in Abschriften in Frankreich, Spanien, Deutschland und Russland. Für den damals in literarischen Kreisen noch völlig unbekannten Autor warb u.a. Alexander Puschkin.
Von den Nachwirkungen der Französischen Revolution enttäuscht, bereiste Potocki Spanien und Marokko, zwei Länder, die fortan seine Fantasie anregten. Mit Besorgnis beobachtete er die politischen Umwälzungen auf der Iberischen Halbinsel. Dass die scheinbar stabile ständestaatliche Gesellschaftsstruktur Spaniens bereits zahlreiche Risse aufwies, wurde spätestens nach dem napoleonischen Einfall deutlich, an dem auch viele polnische Soldaten beteiligt waren. Dies ist ebenfalls ein Thema in der „Handschrift von Saragossa“, die noch nach 210 Jahren nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat. Wojciech Osiński berichtet.