Deutsche Redaktion

Polnische Kultur in Düsseldorf

19.07.2024 09:41
„Das Wichtigste ist Dialog.“ Das sagt Rafał Sobczak über die Deutsch-Polnischen Beziehungen. Josephine Schwark hat mit dem neuen Direktor des Polnischen Instituts in Düsseldorf gesprochen: über polnische Kultur in Deutschland, seine persönliche Mission und über aktuelle Projekte.
Rafał Sobczak, Foto: Polnisches Institut Dusseldorf
Rafał Sobczak, Foto: Polnisches Institut Düsseldorffot. Polnisches Institut Düsseldorf

Guten Morgen, Herr Sobczak. Ich freue mich, heute mit Ihnen sprechen zu können. Das Polnische Institut Düsseldorf gibt es ja seit 1993, also schon seit über 30 Jahren. Und Sie sind seit Juni jetzt neuer Direktor. Herzlichen Glückwunsch dazu. 

Ja, vielen herzlichen Dank. Ich freue mich sehr, dass ich heute mit dem polnischen Hörfunk sprechen kann. Und vielen Dank für die Wünsche. 

Eine der wichtigsten Aufgaben der polnischen Institute im Ausland ist ja die Aufklärung über Polen, also das kulturelle Wissen, auch sprachliches Wissen und überhaupt das allgemeine Wissen in der Bevölkerung zu erweitern. Im Rheinland und im Ruhrgebiet gibt es ja einige Menschen mit polnischen Wurzeln. Da gibt es ja sehr viele Familien, die vor einiger Zeit nach Deutschland ausgewandert sind. Wie schätzen Sie das Wissen der Menschen in Düsseldorf und Umgebung ein? 

Das stimmt. Wir sind Nachbarn und diese Beziehungen und Kontakte zwischen unseren Ländern sind sehr wichtig. Und wir sollten uns darum kümmern, um es besser zu verstehen, bessere Kontakte zu knüpfen, zu entwickeln. Das Polnische Institut ist seit mehr als 30 Jahren tätig in Nordrhein Westfalen, in Düsseldorf auch. Aber Was auch sehr wichtig ist, zu erwähnen: Wir sind auch in Hessen, Rheinland Pfalz usw. tätig. Uns ist praktisch dieser ganze westliche Teil Deutschlands wichtig.

Und was mir besonders am Herzen liegt, das sind die vielen verschiedenen Facetten Polens. Dass wir sie auch hier, nicht nur im Ruhrgebiet, aber besonders hier in Nordrhein Westfalen präsentieren. Die Vielfältigkeit, was Polen zu bieten hat von Wirtschaft, Kultur, junge Aktivitäten, viele Ideen, Engagement usw.

Dank dessen können wir wirklich ein umfassendes Bild von Polen präsentieren. Und ich glaube, das ermöglicht auch bessere Kontakte und auch ein besseres Verständnis zwischen unseren Ländern.

Das ist natürlich eine Herausforderung. Man muss natürlich auch verschiedene Klischees erklären. Aber ich glaube, wir sind auf dem Weg in eine gute Richtung, das ständig zu verbessern.

Und es stimmt, dass es besonders in Nordrhein Westfalen viele Leute oder Einwohner gibt, die polnische Wurzeln haben. Sie sind praktisch irgendwie unsere Botschafter. Durch ihre Kontakte zum polnischen Institut können sie die polnische Kultur ihren deutschen Nachbarn präsentieren und nach Polen locken. Das ist für uns auch sehr, sehr, sehr wichtig. 

Wer interessiert sich denn besonders für die Angebote Ihres Instituts? Sind das eher Familien, die schon irgendein bestimmtes Wissen zu Polen haben, also die beispielsweise aus Polen kommen oder von polnischen Menschen umgeben sind? Oder sind es gerade die anderen? 

Das ist eigentlich ein Mix. Aber wenn es um unser Programm geht und die Aktivitäten des polnischen Instituts, orientieren wir uns generell an Deutschen, welche in Nordrhein Westfalen oder den anderen Ländern, die ich erwähnt habe, leben. Unser Programm ist so konzipiert, dass es dem deutschen Publikum Polen präsentiert. Wie Polen ist, was besonders Interessantes in Polen stattfindet und so weiter und so fort. Natürlich sind die Polen, die hier leben, auch herzlich eingeladen! Sie kommen auch gerne zum Polnischen Institut. Wir haben auch eine Bibliothek mit polnischer und deutscher Literatur. Die wird sowohl von Deutschen als auch von Polen genutzt und besichtigt. Aber unsere Zielgruppe sind die Deutschen. Die deutschen Institutionen, die Kulturschaffenden und natürlich alle Polen, die auch hier wohnen oder die polnische Wurzeln haben. Ich glaube, Sie können auch interessante Themen oder Projekte oder Veranstaltungen für sich finden. 

Bevor wir jetzt konkret zu den Veranstaltungen kommen, die jetzt wahrscheinlich viele interessieren, würde ich gerne noch wissen: Was ist denn das, was Ihnen so sehr am Herzen liegt? Sie sagen, eigentlich liegt Ihnen die ganze Arbeit des Instituts sehr am Herzen. Weshalb ist es so eine Herzensangelegenheit für Sie? 

Ich will besonders Modernität und das moderne Polen präsentieren. Die Kreativität der jungen Menschen, auch aktuelle Themen. Auch die polnische Kultur, Musikszene, Film- und Kunstszene. Und ich will auch besonders junge Künstler hier in Deutschland präsentieren. Aber ich will ihnen auch Raum geben, damit sie sich selbst hier präsentieren können. Die moderne, junge, aktive Szene — Das ist das, was für mich besonders wichtig ist.

Ein zweiter Pfeiler, wenn es um meine Aktivität geht, ist, irgendwie zu probieren, Kooperationen zu bilden. Das bedeutet, wir sollen als polnisches Institut, als Einrichtung des Außenministeriums hier in Düsseldorf akkreditiert, auch eine Plattform werden, die es ermöglicht, zwischen polnischen Kulturschaffenden, Wissenschaftlern oder auch Vertretern der Wirtschaft mit den deutschen Kollegen Kooperationen zu knüpfen und vielleicht gemeinsame Projekte zu realisieren.

Deutsch-polnische Projekte bedeuten nicht nur, dass polnische Künstler im Ausland präsentiert werden. Wir probieren auch, polnische Künstler hier in Kooperation mit den deutschen Kollegen zu präsentieren.

Und drittens wollen wir natürlich die Vergangenheit nicht vergessen. Das ist auch ein Grundstein zwischen den polnisch-deutschen Beziehungen. Aber wir wollen von der Vergangenheit solche Dinge nehmen, die für unsere Zukunft wichtig sind. Die Vergangenheit bildet unsere Gegenwart und unsere Zukunft und schafft auch ein besseres Verständnis zwischen den Völkern, zwischen unseren Nationen. 

Da haben Sie jetzt schon einiges genannt, was Sie für das Institut und mit dem Institut planen. Sie haben ja sicherlich, seit Sie begonnen haben, große Visionen, was das Institut in Zukunft darstellen soll, wie sich das Institut auch zukünftig entwickeln soll. Welche Veränderungen haben Sie geplant? 

Wir arbeiten jetzt sehr intensiv daran, ein neues Programm für Herbst zu gestalten, aber auch schon im Voraus für 2025. Da werden wir die polnische Präsidentschaft in der EU haben. Aber eines ist besonders wichtig: Das Projekt heißt Wochenende der Freiheit. Das veranstalten wir im November. Natürlich ist es auch mit dem 11.11. verbunden, den Feiern zur polnischen Unabhängigkeit. Das ist ein interdisziplinäres Projekt. Das bedeutet Literatur, Musik, Film und Debatten. Wir wollen natürlich präsentieren, was Freiheit bedeutet: Was bedeutet Freiheit in der Kunst? Was bedeutet Freiheit den Menschen? Was bedeutet Freiheit für jeden von uns in Polen oder in Deutschland. Das diskutieren wir mit der ausgezeichneten polnischen Filmregisseurin Agnieszka Holland im Rahmen Ihres Films „Green Border“.

Danach gibt es ein Konzert und wir präsentierten Jazz als Kern der Freiheit der Musik. Jazz wurde schon immer als dieser Musikstil betrachtet, der sich der Freiheit verschrieben hat. Wir haben auch Diskussionen und eine Tanzperformance. Unter dem Titel „Kunst der Freiheit - Freiheit in der Kunst“ sprechen wir mit Kulturschaffenden, unter anderem mit dem Zentrum für verfolgte Künstler und mit dem Schauspielhaus Düsseldorf. Außerdem haben wir Gäste aus Österreich, den Salzburger Kunstverein. Wir wollen diskutieren, was Freiheit für Kulturschaffende bedeutet und wie sie generell die Kunst und die Kunstszene beeinflusst. Auch mit einer Tanzperformance und modernem Ballett.

Und wie beenden unser kleines Festival mit einem Literaturabend. Wir wollen darüber sprechen, was Freiheit für Schriftsteller und Dichter bedeutet. Das ist etwas Neues, was wir im Rahmen dieser Unabhängigkeitsfeierlichkeiten anders präsentieren als bis dato.

Und dann ist noch eine andere Veranstaltung geplant, die für mich besonders wichtig ist für mein ganzes Team: Die Warschauer Woche im Oktober. Wir feiern 35 Jahre der Partnerschaft zwischen Warschau und Düsseldorf. Und wir arbeiten sehr intensiv an Programmen. Die ganze Woche wird es Projekte, Veranstaltungen, Debatten geben. Unser Höhepunkt wird ein Auftritt der Warschauer Sinfonie sein. Ich glaube, jeder wird etwas für sie selbst hier am Rhein finden.  

Freiheit ist ja insgesamt ein großes Thema, gerade jetzt wieder sehr aktuell und in den letzten Monaten hat sich ja einiges verändert. Und das auch für die polnisch deutschen Beziehungen. In Polen gibt es z.B. eine neue Regierung, wodurch sich auch in der Europäischen Union und der Arbeit mit der Europäischen Union einiges verändert hat. Was würden Sie sich denn jetzt vor dem Hintergrund dieser ganzen Veränderungen für die deutsch-polnischen Beziehungen wünschen?  

Am wichtigsten ist meiner Meinung nach Dialog. Ohne Dialog kann man nichts bauen, kann man nichts schaffen. Und ich glaube, wir haben jetzt das Momentum, wo wir im Dialog sind. Auch wenn es um schwierige Themen zwischen unseren Nationen geht, um Themen wie den Zweiten Weltkrieg. Und das kann man sehen. Das ist Dialog, das ist Partnerschaft, das ist Verständnis und damit können wir verschiedene Themen diskutieren, argumentieren, ab und zu vielleicht streiten, aber irgendwie immer in diesem Sinne Partner werden. Das ist für mich wichtig. Und ich glaube, das sollten wir auch hier in Düsseldorf machen.

Und ich muss Ihnen sagen, die deutsche Seite will mit uns kooperieren. Und das freut uns. Denn das ist ein gutes Zeichen. Ich hoffe auf wirklich gute, auch kreative Kooperation, nicht nur zwischen dem Polnischen Institut in Düsseldorf und unseren Partnern, sondern auch generell zwischen Polen und Deutschland. 

Herzlichen Dank, Rafał Sobczak. 

Herzlichen Dank.

Interview: Josephine Schwark