Sein Hauptverdienst liegt auf dem Gebiet des historischen Romans. Die meisten von ihnen schrieb er in Sachsen, wo er sich vor 160 Jahren niederließ. In Warschau von russischen Behörden verfolgt, konnte sich Kraszewski in Dresden dem Schreiben widmen. Als er kurz nach dem Ausbruch des Januaraufstands im Jahr 1863 die sächsische Hauptstadt erreichte, durfte er dort bereits auf eine Vielzahl polnischer Spuren stoßen. Am Ende des 17. Jahrhunderts begann mit der Krönung des sächsischen Kurfürsten August II. zum König von Polen die beinah 70 Jahre währende „Sächsische Nacht“. Eine Rückbindung der literarischen Imagination an die Geschichte ermöglichten Kraszewski zudem einige Kollegen, die schon vor ihm emigrieren mussten. So schrieb einige Jahrzehnte früher der Dichter Adam Mickiewicz in Dresden den dritten Teil seiner „Ahnenfeier“ und der General Jan Henryk Dąbrowski sprach Polnisch mit sächsischem Akzent.
Die Dauerausstellung im historischen Wohnhaus berichtet über das Leben des Schriftstellers/ fot. Wojciech Osiński
Kraszewskis „Sachsentrilogie“ wurde jedenfalls zu einem für die polnische Kultur epochalen Werk, das im Verlauf seiner Rezeptionsgeschichte auch zum Inbegriff des deutschen Kanons sowie zum zentralen Beitrag der Selbstbeschreibung der Sachsen wurde.
Die aktuelle Ausstellung „Mit anderem Blick“ erzählt zudem von den traditionsreichen sächsisch-polnischen Beziehungen, die Kraszewski auch in seinen Texten entfaltete. / fot. Wojciech Osiński
In dem Dresdner Wohnhaus, in dem der Autor einst lebte und schrieb, befindet sich heute ein Museum. Im Stadtteil Neustadt gelegen, mitten im Herzen der jungen Kulturszene Sachsens, bleibt das spätklassizistische Gebäude ein Ort der Völkerverständigung. Wojciech Osiński hat mit der Leiterin des Kraszewski-Museums Joanna Magacz gesprochen.
Ein ganz besonderes Ausstellungsstück: Eine 1880 zu Kraszewskis 50-jährigem literarischen Jubiläum erschienene Festschrift / fot. Wojciech Osiński
Kraszewskis Arbeitszimmer / fot. Wojciech Osiński