Rzeczpospolita: Ukrainer Motor der polnischen Wirtschaft
In fünf Jahren haben Immigranten aus der Ukraine nicht viel weniger zum Wirtschaftswachstum beigetragen, als junge Polen, die auf den Arbeitsmarkt gekommen sind, schreibt in der heutigen Ausgabe die konservative Rzeczpospolita. Seit 2014, erinnert das Blatt, sei die polnische Wirtschaft um 22 Prozent gewachsen. Davon hätten Ukrainer 2,5 Prozent zum polnischen Bruttoinlandsprodukt beigesteuert. Das wiederum, lesen wir weiter, sei von großer Bedeutung für die Auswertung des Wirtschaftsbooms, den Polen in den letzten Jahren erlebt habe. Und insofern beunruhigend, als das Polen in naher Zukunft nicht mehr auf einen so großen Zufluss von Migranten zählen könne. “Die Verbesserung der Wirtschaftssituation in der Ukraine wird die Motivation ihrer Einwohner zur Ausreise voraussichtlich verringern. Und die instabile Situation der meisten in Polen angestellten Migranten steigert das Risiko, dass sie ausreisen, sobald sich die Umstände ändern”, schreiben in ihrer Analyse zum Thema Jacek Strzelecki und Robert Wyszyński von der Nationalbank NBP. Von der Unsicherheit, mit der sich die nach Polen einreisenden Ukrainer messen müssen, würden unter anderem die Statistiken der polnisch-ukrainischen Handelskammer zeugen, laut denen eingereiste Ukrainer in manchen Regionen auf die Legalisierung ihres Aufenthalts und ihrer Arbeit fast ein Jahr warten müssen, lesen wir in der Rzeczpospolita.
Rzeczpospolita: Ukrainer haben geholfen aber nicht in allem
Die Anwesenheit der Ukrainer in Polen habe der Wirtschaft in vielen Bereichen geholfen und unter anderem solche Geschenke der Regierungspartei, wie das Familienförderprogramm 500+ mitfinanziert. Sie sei allerdings auch kein Allheilmittel, schreibt in ihrem Kommentar zum Aufmacher die Publizistin der Rzeczpospolita, Anna Cieślak-Wróblewska. So habe der Zufluss von Angestellten aus dem Osten etwa die Wahrnehmung und Position Polens als Land billiger Arbeitskräfte in gewissem Sinne gestärkt. Schließlich habe Polen in den letzten Jahren nicht vor allem Informatiker, Ingenieure und Ärzte angezogen, sondern - ganz im Gegenteil - vor allem Arbeitskräfte für einfache Aufgaben. Dazu komme die Tatsache, dass die Löhne der Migranten durchschnittlich um 10 Prozent niedriger seien, als die ihrer polnischen Kollegen. Damit habe ihre Anwesenheit Anpassungsprozesse in der Wirtschaft verlangsamt, die Polen auf eine höhere Entwicklungsstufe katapultieren könnten. Nun, so die Autorin, werde man dieselben Anpassungsprozesse unter schwierigeren Bedingungen, in Zeiten der Verlangsamung durchführen müssen.
Das Regierungslager, lesen wir weiter, beteuere, dass es diese Herausforderung annehmen wolle. Wie? Von Zeit zu Zeit würden Ideen auftauchen, der Wirtschaft einen kleinen Schock zu verpassen, der den Markt aus dem Zustand der Trägheit reißen und in erhöhte Bereitschaft auf schnelle Änderungen versetzen könnte. Zu solchen Ideen würde beispielsweise die radikale Anhebung des Mindestlohns gehören, die die Arbeitskosten anheben würde und Unternehmen dadurch zu höherer Produktivität zwingen könnte. Oder die Idee, die Grenzen für Einwanderer zu schließen, so dass Firmen gezwungen werden, polnische Angestellte mit höheren Löhnen zu locken. Das Problem dabei sei jedoch, dass niemand weiß, wie der Markt tatsächlich auf eine solche Schocktherapie reagieren würde.
Daher sei wohl die Methode kleiner Schritte, also die Unterstützung polnischer Unternehmen bei der Expansion, bei Investitionen und Innovationen, der bessere Weg, so Anna Cieślak-Wróblewska in der Rzeczpospolita.
Gazeta Wyborcza: Du rauchst nicht? Es reicht, dass Du atmest
22 täglich Zigaretten in Nowy Targ, 16 in Sucha Beskidzka und Rybnik - das Äquivalent so vieler Zigaretten “rauchen” wir wegen Smogbelastung nur dadurch, dass wir atmen, schreibt in der heutigen Ausgabe die linksliberale Gazeta Wyborcza. Wie aus Angaben des Polnischen Smogalarms hervorgeht, auf die sich das Blatt beruft, sei die Luftqualität in der Heizsaison weiterhin dramatisch.
Vor kurzem, lesen wir im Artikel, habe die Europäische Umweltschutz-Agentur berichtet, dass Polen an der unrühmlichen Spitze der Staaten mit der höchsten Konzentration des krebserregenden Benzo(a)pirens ist. Die Norm liege bei 1 Nanogramm pro Kubikmeter, in Polen würde sich die Konzentration indes durchschnittlich auf 22,7 Nanogramm belaufen. Zum Vergleich: der Rekord in Tschechien seien 10 Nanogramm, der Durchschnitt liege dort bei 2 Nanogramm pro Kubikmeter. In diesem Bereich könne Polen also niemand in Europa das Wasser reichen.
Nun, erklärt Gazeta Wyborcza, habe der Polnische Smogalarm diese Werte in Zigaretten umgerechnet. Das Ergebnis: An der Spitze der schwarzen Liste der Städte mit der schlechtesten Luft liege das südpolnische Nowy Targ mit 1800 Prozent der Norm und 22 Zigaretten täglich. Aber auch in Berg-Kurort Zakopane würden die Einwohner das Äquivalent von 10 Zigaretten täglich einatmen.
Am schlechtesten sehe die Situation generell in kleinen Städten aus, die über die kleinsten Mittel für die Smog-Bekämpfung verfügen. Und das staatliche Programm “Saubere Luft” funktioniere leider nicht, wie geplant. Seit dem Programmstart im September 2018 seien lediglich 35 Tausend Verträge zum Austausch von alten Kohleöfen unterzeichnet worden, also etwa ein Prozent des angestrebten Volumens, so Gazeta Wyborcza.
Autor: Adam de Nisau