Deutsche Redaktion

Die polnische Sicherheit ist ein Geschäft für Amerika

22.11.2019 12:28
Die polnische Presse schreibt unter anderem über einen Brief von US-Kongressabgeordneten an den polnischen Premierminister. Es geht auch um die umstrittene Gedenkpolitik an nationalsozialistische Tatorte in Deutschland.
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

Rzeczpospolita: Die polnische Sicherheit ist ein Geschäft für Amerika

In der konservativen Tageszeitung bezieht sich der Journalist Jędrzej Bielecki zu dem Brief von Kongressabgeordneten an den polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki. Amerikanische Politiker forderten darin, dass die Steuer auf Kupfer- und Silberbergbau in Polen für amerikanische Unternehmen radikal gesenkt werde. Wie Bielecki feststellt, ist dies nicht das erste Beispiel für das kühne Engagement amerikanischer Staatsvertreter in Wirtschaftsfragen. Die US-Botschafterin in Warschau beispielsweise, erinnert der Journalist, protestierte gegen die Aufnahme von Produkten eines amerikanischen Pharmakonzerns in die Liste der erstatteten Medikamente. Georgette Mosbacher forderte auch die Aufrechterhaltung günstiger Bestimmungen für die Aktivitäten des amerikanischen Taxi-Unternehmens Uber.

Während der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs am 1. September wiederrum, warnte Vizepräsident Mike Pence während seines Besuchs polnische Behörden davor, Steuern auf amerikanische Digitalunternehmen wie Google oder Facebook zu erheben oder China das Monopol auf 5G-Netze zu geben.

Wie Bielecki als Fazit feststellt, gehe es Amerika lediglich darum, die Abhängigkeit Polens von den USA im Bereich der Sicherheit zu nutzen, um die Interessen diverser amerikanischer Investoren an der Weichsel durchzusetzen.    

 

Interia: Weißrussisches Atomkraftwerk eine Bedrohung für die Nachbarn?

Eines der größten Nachrichtenportale Polens "Interia.pl", schreibt, dass die polnische Agentur für Materialreserven Ende Oktober eine Ausschreibung für die Lieferung von Jodtabletten bekannt gegeben hat. Der Grund? Sie tat es am zweiten Tag, nachdem Litauen angekündigt hatte, vier Millionen Jodtabletten kaufen zu wollen. Die Ursache für die Besorgnis unserer Nachbarn ist das Atomkraftwerk im weißrussischen Ostrowiec, das im Januar in Betrieb gehen soll. Der Bau des Kernkraftwerks in Weißrussland, heißt es weiter, hat in Litauen seit einiger Zeit zu Spannungen geführt. Erstens entsteht es sehr nahe an der Grenze. Zur Hauptstadt Litauens sind es nur 50 km. Die Litauer haben Angst, dass sie mit einem zweiten Tschernobyl zu tun haben könnten. Nicht ohne Grund, heißt es weiter, denn das weißrussische Kraftwerk habe bereits schon zweimal zuvor eine Bedrohung dargestellt.

Ab Anfang Oktober wurden daher in Vilnius und der Umgebung des Öfteren Übungen zum möglichen Ausfall des weißrussischen Kernkraftwerks durchgeführt. Polen, warnt Interia, ist auch ein Nachbar von Weißrussland. Das Kraftwerk Ostrowiec liegt genau 272 km von der polnischen Grenze entfernt. Zur Hauptstadt Warschau sind es nur 500 km. Und im Falle einer radioaktiven Katastrophe können giftige Substanzen Tausende von Kilometern zurücklegen.

Wprost: Deutschland meidet christliche Symbole in ehemaligen KZs

Die Internetseite der Wochenzeitung Wprost indes, bezieht sich auf ein Interview des Radiosenders Radio Szczecin mit dem polnischen Konsul in Berlin. Konsul Piotr Golema werfe Deutschland im Gespräch vor, dass es keine Kreuze auf neu errichteten Grabsteinen und Gedenktafeln platziere. Deutschland wolle, Golema nach, nicht, dass christliche Werte und Symbole, die mit der polnischen Nation verbunden sind, in ehemaligen Konzentrationslagern präsentiert werden. Als Beispiel für dieses Verhalten deutscher Beamter, erinnert der Konsul an die Asche von 430 Polen, die vor einiger Zeit auf dem Altglienicker Friedhof in Berlin entdeckt wurden. Keiner der 12 Vorschläge des internationalen Wettbewerbs für eine Gedenktafel, bedauere der Konsul, enthalte Kreuzelement oder andere christliche Symbolik.

Golema teile außerdem mit, dass das KZ-Museum Ravensbrück eine Debatte über die Liquidierung der nationalen Kammern veranstaltet habe. Zugleich erinnere der Konsul daran, dass die meisten Gefangenen in Ravensbrück polnische Frauen waren.

Als Fazit fügt Wprost hinzu, dass Deutsche in ihrer historischen Erzählung immer häufiger betonen, dass Opfer in Lagern wie Ravensbrück oder Sachsenhausen bei Berlin, Vertreter sexueller Minderheiten waren.


Piotr Siemiński