RZECZPOSPOLITA: Die Öffentlichkeit versteht die Spielregeln
Auch wenn es zynisch klingen möge, entspreche die Strategie der Regierung den Erwartungen der Bürger, was die Verhandlungen mit der EU angehe, schreibt in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Michał Szułdrzyński. Die Mehrheit der Polen sei damit nicht einverstanden, dass andere über interne polnische Angelegenheiten entscheiden. Gleichzeitig sei die Mehrheit der Polen fest davon überzeugt, dass ein Veto in Bezug auf das Haushaltspaket der EU für die kommenden Jahre keineswegs zum Austritt Polens aus der EU führen werde. Dies zeige, dass die öffentliche Meinung in Polen den Verhandlungsmechanismus viel besser verstehe, als weite Teile der parlamentarischen Opposition. Polen sei Mitglied der Europäischen Union, fast alle polnische Bürger wollten zugleich, dass sich in dieser Hinsicht nichts ändert. Auf der anderen Seite seien die Polen sehr stark an die eigene Autonomie gebunden. Die Öffentlichkeit in Polen sei sich bewusst, dass die Bindung des Rechtsstaatsprinzips an die EU-Fonds finanzielle Verluste für Polen bedeuten könnte. Zugleich würden sich die meisten nicht wünschen, dass Brüssel darüber entscheidet, welche Reformen in Polen durchgeführt werden dürfen und welche nicht, schreibt Szułdrzyński.
Geht es nach dem Publizisten, würden die Empfindungen der Öffentlichkeit in Polen in dieser Hinsicht weitestgehend der Einstellung der Regierung in Warschau entsprechen. Die regierende Partei PiS unterstreiche immer wieder die positiven Seiten der EU-Mitgliedschaft, zugleich lege sie sehr großen Wert auf die Selbstständigkeit des Landes im Rahmen der Staatengemeinschaft. Die Strategie der Opposition, die die Einstellung der Europäischen Kommission unterstütze und die Bindung der EU-Finanzen an einen politischen Mechanismus fordere, lasse die Gruppierungen als jene erscheinen, die sich eine ausländische Intervention in Polen wünschten und dazu beitragen könnten, dass Polen europäische Fonds verlieren wird. Somit würden die oppositionellen Gruppierungen das Szenario realisieren, das die Regierenden für sie geschrieben hätten, so Michał Szułdrzyński im Blatt Rzeczpospolita.
SUPER EXPRESS: Wichtige Stimmen
Der Winter rücke immer näher, doch im Parlament seien heiße Gefühle zu verzeichnen, schreibt die Tageszeitung Super Express. Eine Romanze zwischen der Regierungspartei PiS und der kleinen oppositionellen Partei Kukiz’15 sei, laut dem Blatt, nicht ausgeschlossen. Zwar arbeite die kleine Gruppierung mit der oppositionellen Bauernpartei im Rahmen eine Koalition zusammen. Doch bei der letzten Abstimmung über das Veto bei den Verhandlungen mit der Europäischen Kommission habe Kukiz die Regierenden unterstützt. Die Partei besitze momentan zwar nur 5 Stimmen im Parlament, doch gerade diese Stimmen könnte die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit nach den letzten internen Krisen in nächster Zukunft gut gebrauchen, stellt die Tageszeitung Super Express fest.
DO RZECZY: Die Stille ist das neue Gold
Von einer neuen Form der Entspannung schreibt in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy die Publizistin Joanna Bojańczyk. Die meisten Menschen würden ihren Alltag im Lärm verbringen. Von lauten Tönen seien wir überall umgeben: auf der Straße, im Geschäft. Im Büro summt der Computer oder die Klimaanlage. Geräusche seien allgegenwärtig, stellt die Publizistin fest. Und trotzdem treffe sie oft Jogger im Wald oder Park, die mit aufgesetzten Kopfhörern durch die Gegend laufen. Wieso würden sie das tun, hätten sie vielleicht Angst vor der Stille, fragt Bojańczyk.
Die Stille könne für den modernen Menschen eine Herausforderung sein. Immer populärer würden aber jene Orte werden, an denen man sich mit der Stille konfrontieren könne. Es würden zum Beispiel Schweigeurlaube veranstaltet. Eine oder sogar zwei Wochen lang zu schweigen, sei keine einfache Sache. Dennoch gebe es immer mehr Interessierte. In den sozialen Medien würde es immer mehr Berichte von Menschen geben, die so eine seelische Kur in absoluter Stille durchgemacht hätten. Gisele Bündchen oder Emma Watson hätten es bereits hinter sich. Auch in Polen gebe es Möglichkeiten einen solchen Urlaub zu organisieren. Zur Zeit vor allem in alten Klöstern. Es kann aber sein, dass mit der Zeit das Angebot breiter werde, schreibt Joanna Bojańczyk in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.
Jakub Kukla