Deutsche Redaktion

Getreideexpport sorgt für Spannungen zwischen Warschau und Kiew

19.06.2023 10:53
In den letzten Wochen eskalierte erneut der Streit um den Import ukrainischen Getreides nach Polen, urteilt die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrem Kommentar. 
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

RZECZPOSPOLITA: Getreideexpport sorgt für Spannungen zwischen Warschau und Kiew 

Als Reaktion auf die Blockade des Imports durch die polnische Regierung im April und die Ankündigung der Blockade von Grenzübergängen durch polnische Landwirte im Juni kündigte der ukrainische Landwirtschaftsrat und der Verband der Milchproduzenten die Blockade von vier Grenzübergängen. Obwohl die Blockade nur von kurzer Dauer war, nahm die Spannung zu. Gleich danach warf Taras Kaczka, der stellvertretende Wirtschaftsminister der Ukraine, Polen auf einer internationalen Konferenz in London einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation vor. Seiner Meinung nach würden Subventionen für polnische Landwirte aufgrund von Getreideimport aus der Ukraine gegen die WTO-Regeln verstoßen und könnten globale Auswirkungen haben. Reuters hat das Thema aufgegriffen und die Aussage erlangte öffentliche Aufmerksamkeit.

Seit Beginn des Krieges hat die Regierung in Warschau 13 Milliarden Zloty zur Unterstützung polnischer Landwirte bereitgestellt, doch nicht alle Mittel wurden bereits ausgezahlt. Das polnische Landwirtschaftsministerium wehrt sich gegen die Vorwürfe und behauptet, jede Subvention sei von der EU genehmigt. Es sei für ich beunruhigend, dass die ukrainische Seite, die Polen sehr gut verstanden hat, sich heute negativ äußere und die polnische Regierung dafür kritisiere, dass sie polnischen Landwirten helfe, sagt der Landwirtschaftsminister Robert Telus. Sie hätten den Eindruck, dass man sie absichtlich zu Feinden gemacht habe – sagt indes Alex Lissitsa, Präsident des an der Warschauer Börse notierten ukrainischen Agrarunternehmens IMC im Gespräch mit dem Blatt. Er glaube, dass beide Länder lernen müssten, gemeinsam Geschäfte in der Landwirtschaft aufzubauen, da die Ukraine der EU beitreten werde.

Experten gehen davon aus, dass der Konflikt das Ergebnis eines Interessenspiels auf beiden Seiten ist, lesen wir weiter. Ukrainische Holdings würden sehr nachdrücklich auf eine starke Reaktion auf Polen drängen. Sie produzierten große Mengen landwirtschaftlicher Produkte und würden ein großes Risiko sehen, diese nicht zu verkaufen, sagt, Prof. Sławomir Kalinowski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften. In der Ukraine gäbe es mehr als 180 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmeter. Sie seien für über die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich. In Polen dagegen würden vor den Wahlen die Stimmen von 1,3 Millionen Landwirte und ihrer Familien auf dem Spiel stehen, stellt das Blatt zusammenfassend fest. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Der wichtigste Gegner 

24 Prozent Ballbesitzzeit und ein Schuss aufs Tor – das reichte den polnischen Fußballern zum zweiten Sieg über Deutschland in der Geschichte. Dürfe man aber auf dieser Grundlage annehmen, dass die Mannschaft von Fernando Santos einen Schritt nach vorne gemacht habe? - überlegt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna in ihrem Sportteil.

Am Freitag spielte Błaszczykowski im Sparring mit Deutschland in Warschau zum 109. und letzten Mal für die Mannschaft. Er durfte den Sieg erleben, den ihm neun Jahre zuvor eine Verletzung genommen hatte. Es war zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber Deutschland ist ein Rivale, der bei polnischen Fußballern besondere Gefühle auslöst, schreibt das Blatt. 1933 spielten die Polen in Berlin zum ersten Mal gegen Deutschland und verloren in der 89. Minute ein Tor mit 0:1. In den nächsten 18 Duellen verloren polnische Spieler 12 Mal, darunter 1974 bei der legendären Wasserschlacht in Frankfurt, bei der es um den Einzig in das Finale der Weltmeisterschaft ging.

Heute steckt die deutsche Mannschaft in der Krise: Die letzten drei großen Turniere endeten auf der Kippe. Hansi Flick baut ein Team für die Euro 2024 auf und es ist ein schmerzhafter Prozess. Bisher ist sein Team nicht einmal ein Ersatz für das, was er gerne sein würde. Der Sieg über Deutschland im Oktober 2014 war ein Ansporn für Nawałkas Team. Polnische Fußballer, die seit Jahren an Misserfolge gewöhnt waren, sprangen auf ein höheres Niveau. In der FIFA-Rangliste erreichten sie sogar den 5. Platz. Heute liegen sie auf dem 23. Platz, der Rivale vom Freitag auf dem 14., was zeigt, dass beide in Schwierigkeiten sind, lesen wir im Sportteil der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Wer hat Angst vor der Bauernpartei? 

Es gäbe Stimmen über eine Spaltung der Koalition PSL und Polen 2050 „Dritter Weg“. Der Vorsitzende der Bauernpartei hat soeben im Zentralpolnischen Błaszki Stellung dazu gezogen. Wie Władysław Kosiniak-Kamysz versicherte, würden beide Parteien weiterhin eng zusammenarbeiten und seien die einzigen, die vor den Wahlen einen Koalitionsvertrag unterzeichnet hätten.

Wer solche Märchen erfinde, habe einfach Angst vor ihnen. Denn wenn ihr gutes Ergebnis eine Garantie dafür sei, dass die PiS von der Macht entfernt werde, dann verstehe er, dass die PiS große Angst davor habe. Aber vielleicht hätten auch diejenigen Angst, die den Austausch einer Monomacht gegen eine andere Monomacht sehen würden. Sie seien in einer sehr guten Verfassung, versicherte Politiker der Bauernpartei. Die Angst vor dem „Dritten Weg“ habe wohl, wie man sehe, große Augen, fügte der PSL-Chef hinzu.

 

Jakub Kukla