Deutsche Redaktion

Bestrafter Hochmut. Polen verliert gegen Moldau

21.06.2023 12:59
Die konservativ-liberale Tageszeitung Rzeczpospolita schreibt am Mittwoch über das verlorene Qualifikationsspiel der polnischen Nationalelf gegen Moldau für die Europa Meisterschaft im kommenden Jahr. 
Reprezentacja Polski przegrała 2:3 w meczu z Mołdawią
Reprezentacja Polski przegrała 2:3 w meczu z MołdawiąPAP/Piotr Nowak

Der portugiesische Nationaltrainer Polens, Fernando Santos, habe vor den Moldauern gewarnt. Zuvor hätten sie auf demselben Spielfeld Tschechien einen Punkt abgetrotzt. Trotzdem seien die Polen wie große Herren angereist, lesen wir im Blatt. Schließlich hätten sie soeben gegen Deutschland gewonnen. Das Spiel gegen Moldau schien somit keine große Herausforderung zu sein. Wie es heißt, hätten Journalisten spöttisch den niedrigen Standard des Stadions in Chisinau beschrieben, die Löcher in den Wänden, die Konferenz der Trainer in der Turnhalle. Kein Wunder, Moldau sei schließlich das ärmste Land in Europa.

Und Polen? Ein Riese. Die Gastgeber hätten daran geglaubt und die Polen anscheinend auch, so das Blatt. So sehr, dass es den Gastgebern bis zur Pause gelang, nur zweimal die Mittellinie des Spielfelds zu überqueren. Die Polen hätten leicht und locker gespielt. Niemand habe sie gestört. Ein Tor, ein weiteres, wieso sollte Polen nicht noch ein drittes kassieren. In der Halbzeitpause sei aber etwas in der Umkleidekabine der Gastgeber passiert. Sie kamen ohne Angst und Respekt für ihren Gegner auf Spielfeld zurück. Die Polen wurden überrascht und damit habe die Schwärmerei darüber, wie gut sie spielen, geendet. Geht es nach der Zeitung hätten die Moldauer auf dem Spielfeld nichts Besonderes gemacht. Sie hätten einfach gekämpft. Sie seien den Polen spielerisch überlegen gewesen und hätten sie zu einfachen Fehlern gezwungen.

Das Problem, lesen wir des Weiteren, lasse sich jetzt auf zwei Dinge reduzieren. Nach drei Qualifikationsspielen für die Europameisterschaft sei Polen jetzt Tabellenvierter. Seine Chancen auf die sicher geglaubte Teilnahme an der Endrunde sei geschrumpft. Was aber schlimmer sei, so das Blatt, nach dem Spiel gegen Deutschland schien es, als ob der neue Trainer endlich Polen in die richtige Richtung lenken würde. Dieser Optimismus sei in den ersten 45 Minuten der zweiten Halbzeit zerstört worden.

Das Wort „Schande", heißt es am Schluss, würde dieses Mal besonders gut zu den polnischen Fußballern passen. So würden sich Profis einfach nicht verhalten. Man werde Polen sein Spiel gegen Moldau noch lange nicht vergessen, lautet das Fazit in der Rzeczpospolita.

Sport.pl: Die größte Blamage in diesem Jahrhundert

Die polnische Nationalmannschaft hat mit 2:3 gegen Moldau verloren. Trotz einer 2:0-Führung bis zur Pause habe die polnische Nationalmannschaft bewiesen, dass man sich das Leben trotzdem komplizieren könne. Es sei ein Schock, der nicht zu erklären sei. Ein Schlag, der die Situation in der Tabelle, in der die Polen mit drei Punkten nur auf dem vierten Platz liegen, stark zuspitze. Polens Aufstieg, der eigentlich nur noch eine Formalität sein sollte, rücke bestenfalls in den Hintergrund. Es sei eine Schande, Blamage, Demütigung und Schmach, so das Blatt.

Das legendäre Titelblatt der Boulevardzeitung Fakt nach der Niederlage gegen Ecuador bei der Weltmeisterschaft 2006 lautete „Versager". Diesmal aber würde der zweite Teil des Titels, „Kehrt nicht nach Hause zurück", nicht passen. Die polnische Nationalmannschaft würde nämlich nach der Blamage vom Dienstag in den Urlaub fahren. Und das mit dem Bewusstsein, dass sie in der Qualifikation zur Euro 2024 in Chişinău mit 2:3 gegen die auf Platz 171 im FIFA-Ranking liegende Republik Moldau verloren haben. In keinem ihrer drei Spiele unter dem portugiesischen Trainer hätten die Polen gezeigt, dass sie bereits mit dem Ball umgehen können.

DoRzeczy: Präzedenzfall für die Entschädigung von Polen durch deutsche Konzerne

Die Stiftung zur Verteidigung der Kriegsentschädigung „Obrońcy - Obrońcom" (Verteidiger Verteidigern) hat zwei Klagen gegen zwei deutsche Unternehmen beim Landgericht Krakau eingereicht, berichteten Medien am Dienstag. Die Kläger seien Erben polnischer Kriegsopfer, die geforderte Entschädigungssumme belaufe sich auf knapp 4.2 Millionen EUR.

Geht es nach der Rechtsanwältin der Stiftung, sei die Klage ein Präzedenzfall. Monika Brzozowska-Pasieka kenne keinen Fall in Europa, der sich gegen deutsche Unternehmen richte, sagt sie im Gespräch mit dem rechts-konservativem Online-Portal des Wochenblatts DoRzeczy. Ob Griechen, Italiener, Franzosen oder Serben, sie hätten immer gegen den deutschen Staat geklagt und seien dabei immer auf dessen Immunität gestoßen. Die Griechen und Italiener hätten zwar vor ihren lokalen Gerichten gewonnen, dann aber vor dem Internationalen Gerichtshof verloren, der die Immunität anerkannt habe.

Brzozowska-Pasieka nach, hätten einige Organisationen und Einzelpersonen tatsächlich diesen Weg beschritten. Sie hätten für die Mitverschwörung und die von den Unternehmen während des Zweiten Weltkriegs erlangten Vorteile geklagt. Jetzt versuche die polnische Stiftung, diesen Weg vor den polnischen Gerichten gegen deutsche Unternehmen zu verfolgen. Ein möglicher Sieg in diesem Rechtsstreit, so die Anwältin, könnte den Weg für die Entschädigung anderer Opfer ebnen. Für lebende Opfer oder deren Erben, die eine Entschädigung für Schäden oder Zwangsarbeit beantragt haben. Die zwei aktuellen Anträge beträfen die Entschädigung für Vermögensschäden und verlorenes Eigentum sowie für unbezahlte Arbeit und Schadenersatz, lesen wir auf DoRzeczy.


Piotr Siemiński