Deutsche Redaktion

Prigoschin dominiert das Internet

26.06.2023 12:11
Nach Angaben des Instituts für Internet- und Social-Media-Forschung habe die Reichweite seiner Revolution im polnischen Netzwerk am Samstag ... 220 Millionen betragen. Das bedeute, dass jeder, der am Samstag im Internet oder in den sozialen Netzwerken surfte, mehr als sechsmal Informationen über den Marsch auf Moskau gesehen habe. 
Bunt Grupy Wagnera pokazuje pęknięcia w rosyjskiej sile militarnej - ocenił szef unijnej dyplomacji
Bunt Grupy Wagnera pokazuje pęknięcia w rosyjskiej sile militarnej - ocenił szef unijnej dyplomacjiALEXANDER ERMOCHENKO / Reuters / Forum

RZECZPOSPOLITA: Prigoschin dominiert das Internet 

Die Mitarbeiter der größten Parteien seien wohl davon überzeugt gewesen, dass der erste Tag nach Schulschluss, bevor die Wähler in den Urlaub gehen, zu einem politischen Supersamstag werden könnte. Aus diesem Grund hätten die wichtigsten Parteien, PiS, PO, Dritter Weg, Konföderation sowie die Linke Wahlversammlungen organisiert. Die Zahlen aber lügen nicht, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrem politischen Kommentar. Der Held des polnischen Internets sei Wladimir Putins ehemaliger Koch gewesen; der Gründer der berühmten Trollfarm und in den letzten Jahren Kommandeur der Privatarmee der schlimmsten Verbrecher, Jewgeni Prigoschin.

Es habe sich herausgestellt, dass Prigoschin erneut im Internet trollte. Nach Angaben des Instituts für Internet- und Social-Media-Forschung habe die Reichweite seiner Revolution im polnischen Netzwerk am Samstag ... 220 Millionen betragen. Das bedeute, dass jeder, der am Samstag im Internet oder in den sozialen Netzwerken surfte, mehr als sechsmal Informationen über den Marsch auf Moskau gesehen habe. Auch am Sonntag dominierten die Suchwörter „Russland, Prigoschin, Putin“ die Internettrends.

Daraus würden sich zwei Schlussfolgerungen für unsere Politik ableiten lassen. Wir seien Zeugen so wichtiger historischer Ereignisse im Osten, dass sie jederzeit sogar das größte Feuerwerk unseres Wahlkampfs in den Schatten stellen können. Das wiederum bedeute, dass die Auswirkungen dieses Krieges auf die Vorstellungskraft der Wähler immer noch so groß seien, dass Ereignisse jenseits der Ostgrenze zu verschiedenen Wendungen in unserer Politik führen können.

Die zweite Schlussfolgerung sei, dass die Koalition Dritter Weg zwar am Samstag das schwächste Ergebnis im Internet erzielt habe, ihr Konzept jedoch nicht zum Scheitern verurteilt ist. Szymon Hołownia und Władysław Kosiniak-Kamysz würden argumentieren, dass es in Polen neben der Polarisierung von PiS und PO noch etwas anderes gäbe. Der Samstag habe es bestätigt. Es gehe aber um etwas, was über die polnische Politik hinausgehe. Und diese Entwicklungen würden weder von Jarosław Kaczyński noch von Donald Tusk abhängen, urteilt die Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Was bedeutet der Putschversuch für Polen 

Inwieweit würden die Ereignisse in Russland die politische Lage in Polen beeinflussen, fragt indes die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Geht es nach dem Politikwissenschaftler, Professor Antoni Dudek würde es zu einer weitgehenden Veränderung nur dann kommen, wenn in Russland ein regulärer Bürgerkrieg beginnen würde. Dann würde er den Fahneneffekt nicht ausschließen, der einer Unterstützung für die Regierenden bringen würde, weil es in ihrer Hand wäre, das Problem des Zustroms weiterer Flüchtlinge zu lösen oder sich auf eine Atomkrise vorzubereiten. Umgekehrt wäre es, wenn die Polen beschließen würden, dass das Problem im Osten gelöst sei, dass die Ukraine den Krieg tatsächlich gewonnen habe und dass Russland keine große Bedrohung mehr darstelle. Eine solche Entwicklung würde der PiS-Partei nicht helfen, denn es gäbe Zweifel, warum man weiterhin Milliarden für Aufrüstung ausgegeben solle, sagt Professor Antoni Dudek im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Im Osten ist alles möglich 

Im Gespräch mit dem Blatt Super Express sagt Dr. Jacek Bartosiak, dass in Russland noch viel passieren werde. Wir hätten gerade eine Meuterei eines Teils der russischen Armee gesehen, glaubt Bartosiak , Leiter der Denkfabrik Strategy&Future. Der Experte weist darauf hin, dass Prigoschins Rebellion enorme Folgen habe. Seine Aktionen würden eine enorme Dynamik verursachen, eine Eskalation der Dinge und eine Veränderung der Machtverhältnisse, meint der Experte.

Seiner Meinung nach hätten die jüngsten Ereignisse die Schwäche Russlands offengelegt. Für den polnischen Staat würden die Ereignisse eine wichtige Lektion bringen: Im Osten sei alles möglich. Deshalb müsse Polen seine Armee modernisieren. Man müsse sich darauf einstellen, dass Polen noch viele Jahre Teil eines großen Spiels im Osten sein werde, sagt Jacek Bartosiak in Super Express.


Jakub Kukla