Deutsche Redaktion

Koreanisches Zentrum in Niederschlesien

17.07.2023 10:37
Polen wird für die Koreaner ein Tor nach Europa und gleichzeitig Partner bei der Entwicklung bahnbrechender Technologien.
Beide Lnder arbeiten schon seit Jahren in der Wirtschaft und im Bereich der Sicherheit zusammen.
Beide Länder arbeiten schon seit Jahren in der Wirtschaft und im Bereich der Sicherheit zusammen. PAP/Andrzej Lange

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Koreanisches Zentrum in Niederschlesien 

Die Zahl der Passagiere, die von Wrocław/Breslau über Warschau nach Seoul fliegen, wachse so schnell, dass die polnische Fluggesellschaft LOT bald eine direkte Verbindung von der Hauptstadt Niederschlesiens in die Hauptstadt Südkoreas einführen werde, lesen wir im Wirtschaftsteil der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der Grund sei erstaunlich: In diesem Teil Polens hätten die Koreaner ihr größtes Entwicklungszentrum außerhalb ihres eigenen Landes errichtet. Polen werde für die Koreaner ihr Tor nach Europa und gleichzeitig Partner bei der Entwicklung bahnbrechender Technologien sein – von supereffizienten Batterien über kleine Kernkraftwerke bis hin zu militärischer Ausrüstung sein, lesen wir.

Koreaner würden in Polen nicht mit Blick auf Mitteleuropa investieren, sondern auf die Expansion auf dem gesamten Kontinent. Für Polen sei das wichtig, denn es gehe größtenteils um sehr fortschrittliche, oft sogar bahnbrechende Technologien. Polen stehe vor einer sehr dynamischen Entwicklung der polnisch-koreanischen Beziehungen, nicht nur der wirtschaftlichen. Davon würden beide Seiten profitieren - kommentiert Dr. Mikołaj Oettingen, Dozent an der koreanischen KEPCO International Nuclear Graduate School und Assistenzprofessor an der Fakultät für Energie und Brennstoffe der AGH-Universität für Wissenschaft und Technologie in Krakau.

Er weise darauf hin, dass sich in der Nähe von Breslau sehr schnell – und gleichzeitig sehr leise – florierende koreanische Unternehmen entwickeln würden, die in vielen Fällen durch Lieferketten mit koreanischen Fabriken in der Tschechischen Republik und der Slowakei verbunden seien. Die Entwicklungsaussichten seien so hervorragend, dass eine direkte Verbindung mit der Hauptstadt Koreas notwendig sei, kommentiert der Wissenschaftler in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. 

DO RZECZY: Die ersten Forschungen laufen bereits 

Kulturminister Piotr Gliński wurde in einem Interview für die Wochenzeitung Do Rzeczy gefragt, wann man mit würdigen Bestattungen der Opfer des Wolhynien-Massakers beginnen könne. Derzeit würden die ersten Forschungen laufen. Eine polnisch-ukrainische Gruppe arbeite im Dorf Puźniki in der Region Ternopil. Dort hätten ukrainische Nationalisten im Jahr 1944 etwa 80 Menschen getötet, die meisten davon seien Frauen und Kinder gewesen, antwortet Piotr Glinski.

Laut Gliński habe das Ministerium für Kultur und Informationspolitik der Ukraine die erste Durchsuchung am 2. November letzten Jahres genehmigt. Die Vorbereitungen hätten den ganzen Winter über gedauert, weshalb diese Arbeiten erst seit ein paar Wochen im Gange seien, erklärt der Politiker. Gliński wies auch darauf hin, dass die laufende Durchsuchung das Ergebnis eines zwischenstaatlichen Memorandums sei, das am 1. Juni 2022 während des Besuchs der polnischen Behörden in Kiew unterzeichnet wurde. In dem Dokument gäbe es eine Bestimmung, die klar besagt, dass die Länder gemeinsame Arbeit zur Lösung aller Probleme im Zusammenhang mit dem historischen Gedächtnis beider Länder aufnehmen würden.

Das Massaker von Wolhynien war ein Völkermord,  der von ukrainischen Nationalisten mit aktiver und häufiger Unterstützung der lokalen ukrainischen Bevölkerung an der polnischen Minderheit der ehemaligen Woiwodschaft Wolhynien begangen wurde. Die Aufarbeitung der blutigen Geschichte sorgt seit Jahren für Spannungen in den Beziehungen zwischen Warschau und Kiew. 

RZECZPOSPOLITA: Eine Debatte vor der Wahl wird es nicht geben 

Der polnische Poet Antoni Słonimski hat einmal offen, wenn auch ironisch, die objektive Schwierigkeit beschrieben, die manche Menschen mit der öffentlichen Debatte haben: „Ich mag es nicht, Meinungen auszutauschen. Ich verliere dabei immer etwas”. Viele polnische Politiker hätten sich diese Bosheit, wenn auch unbewusst, zu Herzen genommen, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Politiker der Vereinten Rechten, des von Jarosław Kaczyński angeführten Machtlagers, würden hauptsächlich untereinander sprechen, ein Meinungsaustausch sei, wahrscheinlich aus Angst vor Verlusten, nicht vorgesehen.

Wie eine IBRiS-Umfrage zeige, fordern aber die Wähler, einschließlich der Partei Recht und Gerechtigkeit, eine Debatte vor den Wahlen. Es werde jedoch nicht passieren. Seit mehreren Jahren spreche die PiS nicht mehr mit ihren politischen Gegnern. Und die Opposition? Hier wachse die Zahl der Befürworter von Debatten in direktem Verhältnis zu sinkenden Zustimmungswerten in den Umfragen. Nicht besonders gesprächsbereit sei daher die Bürgerplattform, als die stärkste Oppositionspartei. Es scheint, dass es äußerst schwierig sein werde, den Traum der Wähler in diesem Wahlkampf zu erfüllen.

 

Jakub Kukla