Deutsche Redaktion

Polen immer attraktiver für Investoren

08.08.2023 13:21
 Im diesjährigen Ranking der internationalen Beratungsfirma Kearney "Global Services Location Index 2023" habe Polen von den europäischen Staaten nur Großbritannien überholt, berichtet die Rzeczpospolita. Außerdem: Die belarussische Oppositionsführerin erklärt im Gespräch mit dem Blatt, was geschehen muss, damit sich das Regime Lukaschenko westlichen Sanktionen beugt. Und: Die nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie warnt Waldliebhaber vor einem Sieg der Opposition. Die Einzelheiten in der Presseschau.
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Zdjęcie ilustracyjne.ASDF_MEDIA/Shutterstock.com

Rzeczpospolita: Investoren schauen immer häufiger auf Polen

Trotz des Kriegs hinter der östlichen Grenze, schauen Investoren immer häufiger auf Polen, schreibt in ihrem Aufmacher die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Im diesjährigen Ranking der internationalen Beratungsfirma Kearney "Global Services Location Index 2023", lesen wir, habe Polen von den europäischen Staaten nur Großbritannien überholt. Das zum zwölften Mal veröffentlichte Ranking bewertet die Attraktivität von 78 Ländern weltweit in Bezug auf Investitionen in moderne Geschäftsdienstleistungen. Als Spitzenreiter, berichtet das Blatt, hätten sich erneut Indien, China und Malaysia erwiesen. Polen sei im globalen Ranking indes im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz auf Platz 13. vorgerückt und gelte als eines der vielversprechendsten Länder für technologische Investitionen.

"Auf den ersten Blick kann die Tatsache wundern, dass Polen in unserem Ranking aufsteigt, während die Arbeitskosten steigen und das Geschäftsumfeld unsicher ist", gibt Krystian Kamyk, Managing Partner von Kearney in Polen, in Gespräch mit "Rzeczpospolita" zu. Geht es nach Kamyk, werde die Attraktivität Polens in Bezug auf die Verlagerung von Dienstleistungen seit einiger Zeit nicht mehr durch Lohnkonkurrenz bestimmt. Die Lohnkosten in Polen würden denen in Südeuropa entsprechen (in einigen IT-Jobs seien die Gehälter höher als in Spanien). Gleichzeitig sei Polen bei vielen Dienstleistungen weitaus teurer als Indien. Dafür dass die Lokalisation an der Weichsel dennoch attraktiv sei, seien vor allem die Verfügbarkeit von Talenten mit den für Investoren erforderlichen Fähigkeiten und das Niveau der polnischen Spezialisten verantwortlich. Daher würden Investoren, die nach den günstigsten Mitarbeitern in Asien suchen, in Polen immer häufiger Zentren für fortschrittliche Dienstleistungen gründen.

"Neben Kanada und Singapur wird Polen als eines der attraktivsten Länder für technologische Investitionen genannt", betont Kearney-Direktorin, Karolina Leśkiewicz. Und Dariusz Kubacki, Vizepräsident des Verbands der Führungskräfte des Business Services Sektors (ABSL) für Geschäftsanalysen erinnert daran, dass 2022 der Anteil hochspezialisierter wissensbasierter Prozesse (einschließlich IT) erstmals mehr als 50% aller in Polen angebotenen Dienstleistungen ausmachte.

Ein weiterer Vorteil für Polen sei der nach der Pandemie sichtbare Trend, Investitionen aus entfernten Standorten in nähere Regionen, einschließlich Zentral- und Osteuropa, zu verlagern. Dieser Trend habe nicht nur Polen, sondern auch anderen Ländern unserer Region, wie Ungarn, Tschechien oder Rumänien, in diesem Jahr geholfen, in dem Ranking aufzusteigen, so Rzeczpospolita.

Rzeczpospolita: Belarus Russland nicht als Geschenk überlassen

Drei Jahre nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen in Belarus druckt die Rzeczpospolita in der heutigen Ausgabe auch ein Interview mit der belarussischen Oppositionsführerin Swiatlana Tichanouska. Gefragt danach, wieso keiner der knapp 1,5 Tausend politischen Häftlinge, unter denen auch ihr Ehemann Siarhej sei, der zu 18 Jahren Arbeitslager verurteilt wurde oder der polnische Aktivist Andrzej Poczobut (8 Jahre Gefängnis), infolge der westlichen Sanktionen freigelassen worden sei, weist die Oppositionelle auf die Löchrigkeit der Sanktionen hin. Es, so Tichanouska, gebe keine Instrumente, die die Einhaltung dieser Sanktionen kontrollieren würden. Im Westen wisse man sehr gut, wie diese Beschränkungen umgangen werden. Zum Beispiel werde Birkenholz aus Weißrussland in die EU importiert, während in den Papieren stehe, dass es aus einem Land komme, in dem Birken überhaupt nicht wachsen. Niemand kontrolliere das. so Tichanouska. In den USA würden Unternehmen und Organisationen, die helfen, Sanktionen zu umgehen, ebenfalls sanktioniert. In Europa gebe es so etwas nicht. Einige erste Schritte seien unternommen worden, aber es gehe sehr langsam voran. Vor allem, weil sich die gesamte EU auf die Ukraine konzentriere. “Wir erinnern und erklären, dass Weißrussland wichtig ist, aber wir wissen wirklich nicht, was die europäischen Politiker denken. Vielleicht wollen sie eine Lösung für die Ukraine finden und Weißrussland Russland überlassen?”, spekuliert die Politikerin, die seit drei Jahren im Exil lebt. Das wolle die Oppsition nicht zulassen. Wenn sie sich mit ausländischen Politikern treffe, höre sie oft, dass die Weißrussen passiv sind und dass sie keine Aktivität in Weißrussland sehen. “Was wollen sie sehen? Die Menschen leben im Gulag. Wir können uns nicht um 1,5 Tausend politische Gefangene kümmern. Was werden wir tun, wenn es 10 oder 15 Tausend sind? Lasst uns denen helfen, die Hilfe brauchen, und das Regime maximal isolieren. Nicht nur zum Schein, sondern wirklich”, appelliert Tichanouska. Lukaschenko, lesen wir weiter, werde versuchen, mit der Wagnergruppe Druck auf die EU auszuüben, rote Linien zu testen und probieren, Kontakt mit ihm zu erzwingen. Daher seien harte Antworten auf Provokationen notwendig. Eine Schließung von Handelsübergängen etwa, wäre ein schwerer Schlag gegen Lukaschenko. Aber dies werde nicht funktionieren, wenn nur Polen oder Litauen diese Entscheidung treffen, es müsste eine gemeinsame Entscheidung der gesamten Europäischen Union sein. Gleichzeitig dürfe man die einfachen Menschen nicht aussperren und sie in einem von einem Wahnsinnigen geführten Gefängnis zurücklassen. “Lasst uns Menschen an der Grenze überprüfen und verifizieren, wir haben unsere eigenen Datenbanken und können dabei helfen, aber man kann die Menschen nicht der Diktatur ausliefern”, so Tichanouska im Gespräch mit Rzeczpospolita. 

Gazeta Polska Codziennie: Tusks Umfeld hat schon eine Reform der Forstwirtschaft in petto 

Die nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie setzt in ihrer heutigen Ausgabe auf die Debatte rund um Zuständigkeit für Wälder als Aufmacher. Der Tenor der Titelstory: Während die Regierungspartei für die Freiheit der Polen, die Interessen der Holzverarbeitungsindustrie und Polens Souveränität im Bereich der Forstwirtschaft kämpfe, habe das Umfeld von Oppositionsführer Tusk bereits eine Reform der Forstwirtschaft in petto, die die EU-Forderungen umsetzen und den öffentlichen Zugang zu Wäldern beschränken soll. Laut dem Plan, so die Zeitung, sollen 30% der Wälder streng geschützt werden, wie es die Europäische Union fordere, und weitere 2 Millionen Hektar Ackerland sollen aufgeforstet werden. Die damit verbundene Einschränkung des Zugangs zu Wäldern, so das Blatt, hätte erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerung, da viele Polen Pilze, Beeren und andere Waldprodukte sammeln.

Geht es nach Gazeta Polska Codziennie, seien die Wälder seit Jahren ein Interessenschwerpunkt der Bürgerkoalition gewesen. Donald Tusk habe als Premierminister eine erhebliche Steuer für Förster eingeführt und die Umsatzsteuer auf den Holzhandel angehoben. Zudem habe er auch eine vage Verfassungsänderung angestrebt, die den Weg für Eigentumsumwandlungen hätte ebnen können. Ein Szenario, vor dem PiS-Chef Kaczyński in einem aktuellen Interview mit dem Wochenmagazin "Sieci" warnt. "Tusk wird Schritt für Schritt die Sozialprogramme und die Unterstützung für polnische Familien abschaffen, das Rentenalter erneut erhöhen und die 13. und 14. Rente abschaffen. Er wird erneut beginnen, im großen Stil zu verkaufen und die wichtigsten staatlichen Unternehmen sowie die staatlichen Wälder an Ausländer zu veräußern. Polen wird schwach und arm werden", zitiert Gazeta Polska Codziennie PiS-Chef Jarosław Kaczyński.

Autor: Adam de Nisau