Deutsche Redaktion

Realität raubt Polen den Schlaf

12.09.2023 13:29
Schon jetzt sei fast jeder zweite Pole mit der Qualität seines Schlafes unzufrieden. Und die Zahl der Menschen mit Schlafmangel nehme jedes Jahr zu. Zuletzt aufgrund der Inflation, schreibt die liberal-konservative Rzeczpospolita am Dienstag. Die Folgen seien eine geringere Produktivität und Effizienz am Arbeitsplatz. Dies wiederum bedeute Verluste für die gesamte Wirtschaft. Und das sogar in Höhe von fast 2 Mrd. Euro. Die Rzeczpospolita beruft sich dabei auf eine neue Studie, der nach fast 50 Prozent der Polen mit der Qualität ihres Schlafes unzufrieden seien. Es seien 10 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.
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Zdjęcie ilustracyjneshutterstock.com/Motortion Films

Der Hauptgrund für Schlafprobleme seien finanzielle Schwierigkeiten, so das Blatt weiter. Dies würden fast 40 Prozent der Schlafgestörten angeben, was sogar um beinahe 26 Prozentpunkte höher liege als noch vor zwei Jahren. Stress und Zukunftssorgen gehören ebenfalls zu den Hauptgründen für Schlaflosigkeit.

Immer mehr Menschen würden sich Sorgen um ihre Arbeit machen, obwohl, fährt die Zeitung fort, die Arbeitslosigkeit relativ niedrig bleibe. Polen seien besorgt über steigende Verkaufspreise und laufende finanzielle Verpflichtungen. Sie arbeiten von frühmorgens bis spätabends, um über die Runden zu kommen. Sie hätten keine Zeit für eine angemessene Erholung. Darüber hinaus beeinträchtige die derzeitige hohe Inflation den Schlaf der Polen viel stärker als noch vor kurzem die Pandemie. Viele Unternehmen seien schließlich damals bankrottgegangen.

Ein Mitautor der Studie stellt am Schluss fest, dass Arbeitnehmer, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, im Durchschnitt etwa 2,4 Prozentpunkte höhere Leistungsverluste aufweisen als jene, die sieben bis neun Stunden schlafen. Sogar Menschen, die durchschnittlich sechs bis sieben Stunden schlafen, hätten immer noch einen um 1,5 Prozentpunkte höheren Produktivitätsverlust als Menschen, die sieben bis neun Stunden schlafen, heißt es in der Rzeczpospolita abschließend. 

Dziennik/Gazeta Prawna: Schädliche Bekämpfung der Pandemie 

Mangelnde Verfahren, außergesetzliche Maßnahmen, Verschwendung von bis zu fast 3,5 Mrd. Euro zur Bekämpfung von COVID-19. Dies werfe die Oberste Kontrollkammer NIK der Regierung vor, schreibt indes Dziennik/Gazeta Prawna. Dies gehe aus am Montag vorgelegten Ergebnissen von drei Kontrollen vor: über die Vorbereitung und die Maßnahmen der staatlichen Organe während der Pandemie, über die Funktionsweise provisorischer Krankenhäuser und über die Zahlung von Beihilfen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von COVID-19. Die Schlussfolgerungen der Prüfer seien zum Teil schockierend.

Nach Ansicht der Kammer sei die Regierung trotz beunruhigender Signale aus der Welt nicht auf die Bekämpfung der Pandemie vorbereitet gewesen. Selbst nach der Einführung des Covid-Spezialgesetzes habe Chaos geherrscht. Laut NIK sei die Regierung auch nicht auf das erneute Auftreten des Virus im Herbst 2020 vorbereitet gewesen. Sie habe rechtlich fragwürdige Ad-hoc-Entscheidungen getroffen und ein intransparentes Rechtssystem eingeführt.

Die Zahl der Todesfälle sei trotzdem sehr hoch gewesen, so ein Mitarbeiter der Kammer gegenüber der Tageszeitung.

Die NIK fragt anschließend nach dem Sinn der enormen Pandemieausgaben. Dazu gehören u.a. für Covid-Beihilfen ausgegebene 2 Milliarden Euro. Allein 1,5 Mrd. Euro gingen für die COVID-19-Vorbereitungen. Über 1 Milliarde Euro wurden für Krankenhausleistungen für COVID-19-Patienten ausgegeben. Geht es nach dem Blatt, sei dem so, als ob eine Versicherungsgesellschaft eine Versicherung anbiete, die teurer als ein Auto sei. Außerdem habe Polen mehr provisorische Krankenhäuser eingerichtet als im übrigen Europa zusammen.

Infolge der Ergebnisse, fährt das Blatt fort, werde die NIK Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft einreichen. Darunter zwei gegen den Minister für Staatsvermögen. Auf die Frage nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts - auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs - soll dies so bald wie möglich geschehen, heißt es am Schluss in DGP. 

Wprost: Die Probleme der Nationalmannschaft gehen über den Sport hinaus 

Die Niederlage beim Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft im Fußball gegen Albanien bewegt immer noch Polens Gemüter. Die Probleme der Nationalmannschaft, schreibt Marcin Makowski für das Nachrichtenportal des Wochenblatts Wprost, gehe über den Sport hinaus.

In Dantes Inferno laute die Inschrift am Eingang: „Gebt alle Hoffnung auf, die ihr hier eintretet". Je länger der Autor lebe, desto mehr sei er davon überzeugt, dass vor jedem Stadion, in dem die polnische Nationalmannschaft spielt, ein Transparent mit dieser Botschaft hängen sollte. Schließlich habe sich über Jahrzehnte hinweg, trotz besserer und schlechterer Momente, im Grunde nichts geändert. Blamagen gegen Moldawien oder Albanien seien nicht vom Himmel gefallen. Ganz im Gegenteil, so Makowski. Der Imageverfall der Nationalelf und des polnischen Fußballverbands PZPN zeige, dass das Problem viel tiefer liege als nur ein weiterer Portugiese, der am Ende seiner Trainerkarriere seinen Lebenslauf verdorben habe.

Geht es nach dem Autor, sagen die sich um die Nationalmannschaft rankenden Probleme mehr über die Polen als Ganzes aus als über nur bei ausländischen Vereinen brillierenden polnischen Fußballer. Schließlich hätte Polen Fußballer, die die italienische Meisterschaft gewinnen können, heißt es. Sie würden in der Premier League Tore schießen, in La Liga Torschützenkönige sein, oder in der Türkei und in Frankreich glänzen. Wenn sie es aber mit Halbamateuren zu tun haben, geben sie sich mit einem erzwungenen 2:0 nach einem Elfmeter zufrieden, schreibt Makowski.

Als Einzelspieler nicht schlecht, als Gruppe verlieren sie, heißt es weiter. Neue Qualität werde durch bisher unbekannte Fehler ersetzt. Das Überschreiten der physikalischen Gesetze sei zudem in der polnischen Nationalmannschaft in letzter Zeit ebenfalls zur Norm geworden.

Was ist der Grund, fragt Makowski? Warum schlägt sich dieses Potenzial nicht auf dem Spielfeld nieder? Aus welchen Gründen verflüchtigt sich die Professionalität bei einem ausländischen Verein, sobald man das Trikot mit dem Adler anzieht? Und schließlich: Wie kommt es, dass Polen gegen Deutschland 1:0 gewinnen können, um kurz darauf nach einer Zwei-Tore-Führung 3:2 gegen Moldawien und 2:0 gegen Albanien zu verlieren, fragt der Autor als Fazit?


Autor: Piotr Siemiński