Deutsche Redaktion

Polen können ohne Freiheit nicht leben

01.08.2024 11:52
Jan Marian Dąmbrowski, ein Warschauer Aufständischer, reflektiert über den Aufstand von 1944 und betont die unerschütterliche Hoffnung auf einen Sieg sowie den Wunsch nach Rache gegen die Deutschen. Danuta Dworakowska, eine 96-jährige ehemalige Gewehrschützin der Heimatarmee, spricht über ihre Erfahrungen während des Aufstands und die Verantwortung, die sie in ihrer Jugend übernehmen musste.
Heute jhrt sich zum 80. Mal der Ausbruch des Warschauer Aufstands. Zu den Waffen gegriffen haben damals ca. 25 Tausend Soldaten der polnischen Untergrundarmee- nur jeder sechste der Freiwilligen hatte zu Beginn der Kmpfe eine Schusswaffe.
Heute jährt sich zum 80. Mal der Ausbruch des Warschauer Aufstands. Zu den Waffen gegriffen haben damals ca. 25 Tausend Soldaten der polnischen Untergrundarmee- nur jeder sechste der Freiwilligen hatte zu Beginn der Kämpfe eine Schusswaffe.NAC/Narodowe Archiwum Cyfrowe/Public domain

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen können ohne Freiheit nicht leben 

„Schon bei dem Gedanken, dass die Kämpfe begonnen hatten, waren wir euphorisch“, sagte in einem Interview Jan Marian Dąmbrowski, ein Warschauer Aufständischer. Geht es nach dem alten Mann, hätten die Aufständischen bis zum Schluss an einen Sieg geglaubt. Sie hofften, dass Frankreich und England ihnen helfen würden, aber sie seien keine politischen Experten gewesen. Diese Annahmen hätten sich dann aber nicht bestätigt, fügt der Mann hinzu. 

Dąmbrowski erklärt, dass eine Variante, vor der die polnischen Entscheidungsträger Angst gehabt hatten, war, den Moment zu verpassen. Damit es nicht so wäre, dass die Russen mit Waffengewalt in die Stadt reingekommen wären. Damit die Sowjets sich nicht als Befreier hätten darstellen können. Der ehemalige Aufständische wies auch darauf hin, dass unter den Einwohnern der Hauptstadt der Wunsch gewachsen war, sich an den Deutschen für die Brutalität der Besatzungszeit zu rächen. Man müsste damals in Warschau gewesen sein, um es nachvollziehen zu können. Es waren sechs Jahre deutscher Besatzung in Polen, in Warschau. So sah die Ausgangslage kurz vor dem Ausbruch des Aufstandes in Warschau aus.

Er ermutigt nun die jungen Leute sich die Lieder des Aufstandes anzuhören, darin sei alles, der Zorn und der Enthusiasmus enthalten. Lernen Sie die polnische Geschichte kennen, wendet sich der Aufständische an die jüngeren Generationen. Die Polen seien eine Nation, die nicht ohne Freiheit leben könne, deshalb sei 17 Uhr, die "W"-Stunde, die Stunde der Freiheit gewesen, antwortet Dąmbrowski auf die Frage, was er den jungen Menschen auf den Weg geben würde. Die Polen gingen nicht davon aus, dass sie sterben würden, sie gingen nicht davon aus, dass sie Erfolg haben werden. Sie seien sich dessen bewusst gewesen, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzten. Aber sie müssten es tun, weil die Polen einfach nicht in Gefangenschaft leben können, fügt er abschließend hinzu. 

SUPER EXPRESS: Generation, die schnell erwachsen sein musste

Danuta Dworakowska, alias Lena, ist 96 Jahre alt. Vor 80 Jahren war sie Gewehrschützin der Heimatarmee AK in der "Ruczaj"-Gruppierung und Krankenschwester im "Gozdawa"-Bataillon. Damals war sie eine sensible 16-Jährige aus einem Künstlerhaus von Musikern, die die Verwundeten aus den Trümmern der Krankenhäuser trug und sanitäre Hilfe an die Frontlinie brachte. Wie sie sagt, wurde sie in den zwei Monaten des Kampfes um Warschau um einige Jahre älter. Nach dem Krieg war sie Pianistin. Sie war die erste Interpretin von Strawinskys Klavierkonzert in Polen. Ihre Interpretationen der Werke von Chopin und anderen hat sie auf mehreren Schallplatten aufgenommen.

In einem Gespräch mit der Tageszeitung Super Express antwortet sie unter anderem auf die Frage, welchen Rat sie den jungen Menschen geben würde, die mit ihren Lebensproblemen nicht zurechtkommen. Sie glaube, sagt die 96-Jährige, es sei schwierig, eine klare Antwort auf eine solche Frage zu finden, denn alle Menschen würden das Leben anders erleben. Sie sei nach zwei Monaten des Aufstandes ein paar Jahre älter geworden. Sie stellte fest, dass das, was man ihr zu Hause beigebracht hatte – im Umfeld der Romantiker, der Musiker, zwischen Poesie und Chopin – plötzlich den Wert verloren hatte. Sie musste die Verantwortung für fast die ganze Familie übernehmen. Da hatte sie keine Zeit, um über Kunst nachzudenken. Das Beste, was nach einer solchen Katastrophe passieren könne, sagt die ehemalige Aufständische, sei eine weitere Katastrophe.

Das Blatt möchte auch wissen, ob sie noch Erinnerungsstücke an den Krieg, an den Aufstand hat. Ja, lautet die Antwort. Sie trage dieses Souvenir in ihrem Körper. Es sei ein Splitter. Man wollte ihn während des Krieges nicht herausnehmen, weil er sich an einer Stelle befinde, wo es gefährlich wäre. Und da er ihr nichts tue, sondern sich nur gelegentlich über das Wetter ärgere und zappele, sei es möglich, mit ihm zu leben. Sie habe sich bereits mit diesem rebellischen Souvenir angefreundet, sagt Danuta Dworakowska im Blatt Super Express. 

RZECZPOSPOLITA: Polen sehen (k)eine Verbesserung in der Rechtsstaatlichkeit 

Nach der Veröffentlichung von EU-Berichten über die Rechtsstaatlichkeit, in denen Polen nicht mehr erwähnt, dafür aber hauptsächlich über Ungarn geschrieben wird, gab die Tageszeitung Rzeczpospolita eine Umfrage in Auftrag, in der die Befragten gefragt wurden, ob sie Maßnahmen der Regierung zur Verbesserung der Rechtsstaatlichkeit in Polen wahrnehmen. Über 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie solche Maßnahmen bemerkt hätten, aber ebenso viele Befragte würden keine Veränderungen sehen. 9 Prozent wiederum konnten diese Frage nicht beantworten, berichtet die Tageszeitung.

Laut Rzeczpospolita spiegelt die Meinungsverschiedenheit zu diesem Thema die Haltung der Befragten gegenüber der Regierung und der Opposition wider. Veränderungen würden vor allem die Anhänger der Regierungskoalition bemerken, während die Wähler der Opposition, vor allem Recht und Gerechtigkeit (PiS), keine Veränderungen sehen würden.

Laut dem Politikwissenschaftler Dr. Bartosz Rydlinski zeigt die Umfrage, dass sich die politische Polarisierung auch in der Wahrnehmung von Veränderungen in der Justiz und im Verhältnis zwischen Exekutive und Judikative niederschlägt, lesen wir in der Zeitung Rzeczpospolita.


Autor: Jakub Kukla