Die Klimaneutralität würde eine echte Revolution mit unvorhersehbaren sozialen Kosten und Folgen nach sich ziehen, schreibt der Chefredakteur der politisch-philosophischen Zeitschrift Teologia Polityczna, Marek Cichocki mit Bezug auf die gescheiterten EU-Klimagespräche.
Der Autor erinnert anfangs an den Nobelpreisträger des 19. Jahrhunderts, Wilhelm Ostwald, der behauptete, dass jeder kulturelle Umbruch durch die Entstehung neuer Energiebedingungen verursacht und jede wahrhaft bewusste kulturelle Arbeit in erster Linie vom Streben nach Energieunabhängigkeit geleitet werde. Ostwalds Theorien passen perfekt zum heutigen Europa, überzeugt Cichocki. Auf dem letzten EU-Gipfel soll es zu einem politischen Konflikt um den Plan gekommen sein, damit die EU im Jahr 2050 eine klimaneutrale und damit Nullbilanz der CO2-Emissionen in die Atmosphäre erreicht. Die Idee wurde von den mitteleuropäischen Ländern, einschließlich Polen, blockiert, weil diese befürchteten, dass die neuen Vorschriften Kosten verursachen würden, die sie nicht tragen könnten. In der Praxis würde dies eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energiequellen oder Atomkraft in Industrie, Schifffahrt, Straßen- und Luftverkehr oder sogar der Landwirtschaft und Tierhaltung bedeuten. Die sog. Klimaneutralität würde daher eine echte soziale und kulturelle Revolution nach sich ziehen, überzeugt Cichocki.
Umweltschutz sei zwar sehr wichtig, lesen wir, und könne die Zukunft der Menschheit beeinflussen. Die Situation allerdings, in der mehrere Politiker unter dem Druck von Interessengruppen und einer zunehmend aggressiven Ideologie Entscheidungen für Europa treffen wollen, deren Auswirkungen die Lebensbedingungen völlig verändern können, sei jedoch eine schreckliche Aussicht, betont Cichocki.
Falls die Ökologie weiterhin eine unbestreitbare Ideologie sein sollte, die den Menschen Lösungen aufzwinge, lautet das Fazit des Autors, so könnte sie bald zu einem der größten politischen und sozialen Konflikte in Europa werden.
TP/ps